Alltags:Leben

    ZEIT:PRÄSENZ

    Die Zeit ist der einzige Bereich des Daseins, der völlig außerhalb der Kontrolle des Menschen liegt […] Wir wissen, was wir mit dem Raum tun sollen, aber wir wissen nicht, wie wir mit der Zeit umgehen sollen, es sei denn, wir stellen sie in den Dienst des Raums oder wir „vertreiben“ sie, wir „schlagen sie tot“. […]
    Die Zeit ist der Schöpfungsprozess; die Dinge des Raums sind das Schöpfungsergebnis. Wenn wir den Raum anschauen, sehen wir die Produkte der Schöpfung; wenn wir die Zeit erfassen, hören wir den Prozess der Schöpfung. […] Die geschaffenen Dinge verbergen den Schöpfer. Erst in der Dimension der Zeit begegnet der Mensch Gott, wird er gewahr, dass jeder Augenblick ein Akt der Schöpfung ist.
    […] Zeit ist die Gegenwart Gottes im Raum.

    Abraham J. Heschel: Die ungesicherte Freiheit, Neukirchner Verlag Vluyn 1983, S. 68/69

    Ich liebe diese Sätze des Rabbiners und Religionsphilosophen Abraham J. Heschel – und wie er Zeit und Raum in einen Zusammenhang mit der Schöpfung und mit dem Schöpfergott stellt!
    Doch alles der Reihe nach …

    Zuerst allgemein:
    (Lebens)Räume können wir kontrollieren, vermeiden, beherrschen – nicht aber die Zeit.
    Die Zeit ist da, ohne unser Zutun.
    Sie geschieht – ohne Einflussmöglichkeit.
    Sie kommt auf uns zu – ohne eine Chance, ihr zu entkommen.
    Sie geht vorbei – ohne die Möglichkeit, sie aufzuhalten.
    Aber sie hat immer Nutzpotential.
    Denn Zeit ist immer die Geburt von Ereignissen,
    die Heimat von Möglichkeiten,
    der Start von Gelegenheiten.
    Und all das geschieht im Raum. Denn: Zeit und Raum sind nicht zu trennen.
    Wir können sinnvoll gelebte Zeit nur im Raum denken. Zeit und Raum sind eine Einheit.
    Raum ist uns vertraut. Wir durchschreiten seine Länge, Breite und Höhe. Tag für Tag. In der Zeit.
    Zeit lokalisiert sich im Raum.

    Abraham J. Heschel denkt nun Zeit und Raum von der Schöpfung her:
    Der Raum allein ist nur ein Teil der Schöpfung. Die Zeit vervollständigt sie. Ohne sie verlieren wir den Blick für den Schöpfer – und für die Realität, „dass jeder Augenblick ein Akt der Schöpfung ist“.
    Gott verschafft uns Zeit … im Raum.
    Er schafft jeden Moment neue schöpferische Möglichkeiten,
    jede Sekunde neue Gelegenheiten,
    jede Stunde neue Chancen,
    jeden Tag einen Neuanfang.
    So bleibt Gott der „Lebensschaffer“, der Schöpfer. Jederzeit. Immer noch. Immer weiter.
    Zeit ist die Anwesenheit einer Schöpferqualität,
    verortet die Präsenz einer Schöpferkraft,
    verewigt die Gegenwart eines Schöpfergottes.
    So kann Heschel mit Fug und Recht behaupten:
    „Zeit ist die Gegenwart Gottes im Raum“.

    Gott erfüllt den Raum … alle Räume.
    Gott ist in der Zeit … jederzeit.

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