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LOS:LASSEN

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Eines ist so wichtig wie’s andere:
rechtzeitig zufassen und rechtzeitig loslassen können.

Nikolaus von Kues (1401 – 1464)

Australien. 15. Januar 1905. Mehr als 100 deutschsprachige Auswanderer, hatten von der Regierung in Sydney gemeinsam Land erhalten. Alles lief gut – anfangs. Die Gründe für die Auswanderung, waren sehr vielfältig:
Wirtschaftliche Notwendigkeit,
unbändige Abenteuerlust,
gescheiterte Beziehungen,
dunkle Vergangenheiten.
Viele schlechte Erinnerungen. Anfangs sprach man noch darüber, später fand man keine Worte mehr.
Und nun saßen sie da. Krisensitzung. Nach nur einem Jahr Zusammenleben.
Auseinander-Setzungen hatten sie „auseinander gesetzt“.
Wie könnte ein Neuanfang aussehen?
Schnell wurde klar: die Ursache für die Konflikte waren die Lasten der Vergangenheit. Einstimmig beschlossen sie, es so zu machen, wie der Geistliche in ihrer Mitte es nach der biblischen Tradition des Sündenbocks vorschlug:
Alle bekamen die Aufgabe, was sie los haben wollten,
worüber sie nie sprechen wollten,
womit sie nichts mehr zu tun haben wollten
anonym auf einen Zettel zu schreiben.
Diese Zettel würden dann an einen Ziegenbock gebunden, den man gemeinsam „in die Wüste schicken“ würde – als sichtbares Zeichen.
So geschah es: der Ziegenbock wurde mit Hunderten von Zetteln behangen mit lautem Geschrei in Richtung Wüste gejagt.
Zehn Tage später war er wieder da. Wieder wurde er verjagt – und wieder kehrte er zurück. Zwölf Mal wurde er in die Wüste verbannt – dann erst wurde er nie mehr gesehen.

Kennst Du das auch?
Du willst Altes loslassen … aber es kommt immer wieder. Du kriegst es nicht los.
Dir geht dadurch viel verloren. Vor allem deine Gelassenheit.

Loslassen ist selten ein einmaliger Akt. Denn irgendwie und irgendwo spült unser Leben die Dinge wieder an unser Ufer – durch festgesetzte Gewohnheiten, durch erneute Erinnerung, durch eigene Erlebnisse, durch andauernde Trauer oder durch tiefe Verletzungen.
Loslassen ist ein Prozess – aber ein Prozess, der Erleichterung bringt und in die Freiheit führt.

Es wird darauf ankommen,
dass wir nicht aufgeben,
dass wir unsere Hände offen halten und
dass wir von den Erfahrungen anderer Menschen lernen.
Deshalb: bleib nicht allein mit deiner Last und sprich mit lebenserfahrenen Menschen darüber.
Viele Menschen machen zusätzlich gute Erfahrungen, mit Gott darüber zu reden.
Das könnte helfen.

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