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GEGENWART:GENUSS

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Sie verstehen es nicht, auch wenn sie es vernommen. So sind sie wie die Tauben. Das Sprichwort bezeugt’s ihnen: „Anwesend sind sie abwesend“.

Heraklit von Ephesos (ca. 540 bis 480 v. Chr.), aus: Die Fragmente der Vorsokratiker. Griechisch und Deutsch von Hermann Diels. 1. Band, Berlin 41922, S. 77

Jeder Augenblick ist wertvoll, weil er einzigartig ist.
Die Gegenwart ist einmalig.
Sie ist keine Dauerschleife, kein Ankerplatz, kein Schlusspunkt.

Charles R. Swindoll schreibt in einem seiner Bücher, dass er seine vier Kinder alle nach einer einzigen, feststehenden Regel erzogen hat:
„Das hat man nur einmal… das kommt nicht wieder.” (Das Geheimnis vom Leben, Lieben und Lachen, S. 180)
Er meint damit, dass es wichtig ist, jede Phase, jede Zeit des Lebens so zu nehmen, wie sie ist. Die Vorzüge und die Nachteile.
Kurz zusammengefasst: Alles Erleben ist einmalig – und immer sollten wir „anwesend“ sein,
den Augenblick auskosten,
die Gegenwart genießen.

Während wir leben ist nie Zukunft oder Vergangenheit
… immer nur Gegenwart.
Allerdings sind wir mit unsere Aufmerksamkeit selten in der Gegenwart
… mehr in der Vergangenheit und in der Zukunft.
Was uns eigentlich beschäftigt, ist selten das, was uns in der Gegenwart gegeben ist
… viel mehr das was wir erlebt haben und erleben werden.

Das jüdische Verständnis von Zeit ist:
Zeit ist da, in ruhiger Präsenz.
Zeit ist genauso da wie die Nacht, der Tag, die Bäume, die Tiere, …
Zeit gehört zu den Schöpfungsgaben und Schöpfungswerken.
Es ist allerdings kein Ding an sich.
Zeit ist immer „Zeit für etwas“.
Zeit ist immer Gelegenheit.
Zeit ist immer die Geburtsstunde von Ereignissen.

Die Gegenwart und die Möglichkeiten der Gegenwart hat man nur einmal, sie wiederholen sich nicht.
Der König Salomo empfiehlt daher:
Es gibt kein größeres Glück bei den Menschen,
als sich zu freuen und sich’s gut gehen zu lassen.
Jeder Mensch soll essen, trinken und glücklich sein
als Ausgleich für seine ganze Arbeit.
Denn auch dies ist eine Gabe Gottes.
(Die Bibel in Prediger 3,12-13)
Das ist – wenn sich die Gelegenheit dazu bietet – unsere Aufgabe: „sich’s gut gehen lassen“ und „glücklich sein als Ausgleich für die ganze Mühe.“ 
In schwere:losen Zeiten ist das in der Regel nicht schwer.
In heil:losen, wehr:losen, kopf:losen, boden:losen, kraft:losen Zeiten gilt: 
Trotzdem nicht verbittern! Trotzdem nicht ausflippen! Trotzdem nicht resignieren!
Weiter essen! Weiter trinken! Weiter glücklich sein!
Diese Haltung, sagt Salomo, ist ein Geschenk Gottes („Gabe Gottes“).

Die gegenwärtige Zeit beheimatet also immer auch der Lebensführung entgegengesetzte Möglichkeiten –
aber nur, wenn wir nicht abwesend, sondern anwesend sind.
Deshalb ist es überaus wichtig,
bewusst in der Gegenwart zu bleiben,
bewusst zu sehen,
bewusst zu genießen,
bewusst zu hören,
bewusst zu schmecken,
bewusst zu riechen
– bewusst zu leben.
So ist Genuss möglich. Jetzt in dieser Gegenwart.

Das bedeutet,
dass wir unser Leben heute nicht damit zubringen sollten,
außerhalb der Gegenwart festzukleben,
in die Vergangenheit zu grübeln,
in die Zukunft zu sorgen.
„Anwesend“ leben – das ist es.

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