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SANFT:MUT

Manchmal bedarf es nur eines sanften Wortes, um einen verstockten Sünder zu bekehren, während ein scharfes Wort in ihm eine Bitterkeit auslösen kann, die ihm sehr schädlich sein könnte … Ich habe nur dreimal in meinem Leben scharfe Worte gebraucht, jedesmal ohne Erfolg. Dagegen habe ich mit Sanftmut stets erreicht, was ich erreichen wollte.

Vinzenz von Paul (1581 bis 1660), aus: Pierre Lefèvre (Hg.), Schätze der Spiritualität, Verlag Josef Knecht 2004, S. 117

Wer will schon gerne sanft sein …
Für ein Shampoo, ein Toilettenpapier oder eine Handcreme passt das Wort auf jeden Fall – aber für mich, für Dich?
Ich erinnere mich noch gut an das wirklich schon betagte Lied der „Prinzen“:
Du musst ein Schwein sein in dieser Welt.
Du musst gemein sein in dieser Welt.
[…]
Und ist einer sanft und schwach,
hör mal, wie ich drüber lach’.
Bei den freundlichen Kollegen
halt ich voll dagegen.


Ist das so? Denken wir überwiegend schlecht über Menschen, die „sanft“ sind?

Und dann lese ich einen Satz, der ganz anders klingt:
„Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.“ (Jesus in Matthäus 6, 5)
Was meint Jesus damit?
Das Wort „Sanftmut“, meint in der altgriechischen Sprache freundlich zu sein, nicht ständig beleidigt zu sein, nicht zurückzuhassen, nicht ständig zu streiten, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen.
Die Wortgruppe um den Begriff steht auch für „lindernde Medizin“. Außerdem bezeichnet es die helfende Tätigkeit eines Chirurgen.
Es geht also bei Sanftmut immer um eine heilende Wirkung.
Heilend ist nicht, wer Leiden mit Zurückschlagen bezahlt.
Heilend ist nicht, wer Böses mit Bösem vergilt.
Heilend ist nicht, wer aggressiv andere zu Boden redet, wenn er selbst getroffen wird.
Heilend ist nicht, wer Angriffe mit Gegenangriffen retourniert.
Heilend ist, wer entgegen dem Trend und den Gewohnheiten der meisten Menschen in schweren Zeiten, im Leiden, in Angriffen, in Konflikten ….
Frieden anstrebt,
besänftigend Konflikte löst,
Verletzungen lindert,
dem Bösen Gutes entgegensetzt,
Extreme vermeidet,
Ungerechtigkeit erträgt und
Liebe weitergibt.
Das heilt!

Ignatius von Antiochia schreibt um 110 nach Christus an die Gemeinde von Ephesus:
„Auch für die anderen Menschen betet ohne Unterlass. […] Gegenüber ihren Zornesausbrüchen sollt ihr sanftmütig sein, gegenüber ihren Prahlereien demütig, ihren Lästerungen sollt ihr die Gebete entgegensetzen, gegenüber ihrem Irrwahn sollt ihr feststehen im Glauben, gegenüber ihrer Wildheit sollt ihr zahm sein, nicht bestrebt mit ihnen in nachahmenden Wettbewerb zu treten.“

Sehr aktuell … und eine gute Zusammenfassung, was Sanftmut bedeutet!

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