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Echtes Enden würde verlangen, dass ein Abschluss geschähe. Irgendeine Art von Rückblick, von Prüfung und Wägung; irgendeine Art von Rechenschaft, vor dem Gewissen, vor Gott.
Und echtes Anfangen würde … in irgendeinem Sinne ein Sich-Rüsten für das Neue; ein Sich-Bereitmachen für die kommenden Erprobungen, Aufgaben und Schicksale; ein Ausschauen nach dem, was den Weg zeigt, was stark macht und Mut gibt. […]
Was uns das Weiterleben möglich macht, ist das beständige Anfangen: dass uns mit jedem Morgen, mit jeder Aufgabe und Begegnung; mit jedem Schmerz und jeder Freude das Neue entgegentritt.

Romano Guardini, aus: Lesebuch der Lebensweisheit, Matthias Grünewald Verlag 2013, S. 125

Hier leben wir:
Zwischen Abschluss und Anfang, zwischen Ende und Neubeginn.
In besonderer Weise zwischen den Jahren … doch auch an jedem Tag des neuen Jahres.
Denn jeder zukünftige Tag endet und ein neuer beginnt. Beständig. Unaufhörlich.
Deshalb lohnen sich Romano Guardinis Gedanken über „echtes Enden“ und „echtes Anfangen“.

Echtes Enden, sagt er, heißt Rückblick, Prüfung, Wägung, Rechenschaft.
Kein bloßes Hineinstolpern ins Neue.
Kein gedankenloses Weitergehen in das Kommende.
Sondern bewusstes Abschließen, Zurückschauen, Hinterfragen – und Verantwortlichkeit.
Diese jährlich wiederkehrende Chance besteht momentan. Ein Jahr ist vorüber, das neue noch nicht ganz da.
Vielleicht helfen dir folgende Fragen dabei:

  • Was ist im vergehenden Jahr aus dir geworden?
  • Was hat sich eingeschlichen, was zum Positiven gewendet?
  • Wofür kannst du dankbar sein?
  • Wo spürst du einen Nachholbedarf?
  • Was/wer hat dir beim Durchhalten geholfen?
  • Haben sich Werte verändert? Wenn ja, welche – und warum?
  • Worauf hättest du verzichten können? Worauf willst du nie verzichten müssen?
  • Was gibt dir Anlass zur Hoffnung?

Echtes Anfangen, erklärt Guardini, ist nicht zu denken ohne ein „Sich-Rüsten für das Neue; ein Sich-Bereitmachen für die kommenden Erprobungen, Aufgaben und Schicksale; ein Ausschauen nach dem, was den Weg zeigt, was stark macht und Mut gibt“.
Deshalb ist jetzt die Zeit, sich Gedanken zu machen, sich vorzubereiten.
Wieder einige Fragen dazu … in der Hoffnung, dass du dir dafür die Zeit nehmen kannst:

  • Was soll aus dir noch werden?
  • Wer ist für dich da in herausfordernden Zeiten?
  • Was willst du dir holen – was willst du geben?
  • Welche schädlichen Glaubenssätze willst du vermeiden?
  • Welche helfenden Grundsätze willst du etablieren?

Und wenn du nun alle deine Antworten anschaust: wohin und auf wen weisen sie?

Vielleicht hilft uns ja auch, dass wir uns täglich bewusst machen, was Guardini empfiehlt:
„Was uns das Weiterleben möglich macht, ist das beständige Anfangen: dass uns mit jedem Morgen, mit jeder Aufgabe und Begegnung; mit jedem Schmerz und jeder Freude das Neue entgegentritt.“
Das ermögliche uns der Gott, der bei uns ist – „am Abend und am Morgen … und ganz gewiss an jedem neuen Tag“ (Dietrich Bonhoeffer)!

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