Ohne Zuordnung

ANDERS:GLEICH

Es gibt zwei besonders intensive Arten der Freude:
die eine stammt aus der Erfahrung, anders als alle andern zu sein,
die andere aus der Erfahrung, der Gleiche wie alle andern zu sein.
Henri Nouwen, In einem anderen Licht, Herder-Verlag, Freiburg, 2011, S. 63

Andersartigkeit und Gleichheit.
Verschiedenheit und Übereinstimmung.
Besonderheit und Gemeinsamkeit.
Mehrklang und Einklang.
Wir erleben beides … und beides beglückt uns.
Die Andersartigkeit macht das Leben spannend und bunt –
die Gleichheit macht das Miteinander vertraut und verbunden.
Beide sind kostbar.

Deshalb müssen wir einerseits lernen, unser Anderssein zu pflegen und zu bewahren …
und andererseits die Freude der Einheit und Übereinstimmung zu genießen.
Es geht beim Gleich:Sein nicht um bloße Nachahmung, um möglichst „gleich“ zu scheinen.
Es geht beim Anders:Sein nicht um grundsätzliche Abgrenzung, um möglichst „anders“ zu scheinen.
Es geht um die Freiheit, mal anders oder mal gleich zu sein.
Und es geht um die Kunst, sich selbst treu zu bleiben – in Anders- oder in Gleichartigkeit.

Kritisch wird es aber, wenn wir den Eindruck haben, Ungleichheit bekämpfen zu müssen;
wenn Verschiedenheit zur Bedrohung wird, weil sie scheinbar unsere Harmonie und die Sicht auf die Welt stört.
Dann ist die Gleichheit zum „Gott“ geworden – wo doch der Schöpfer-Gott die Idee zur Unterschiedlichkeit und Vielseitigkeit hatte …
Denkt nur an Tag und Nacht, Licht und Dunkel, Sonne und Mond, Sommer und Winter, Land und Meer – so unterschiedlich und so wichtig.
Von Anfang an.
Anders und gut.

Doch kritisch wird es auch, wenn wir den Drang haben, alles Gleiche zu verachten;
wenn Gleichartigkeit zum Feind wird, weil sie scheinbar unsere Originalität und Kreativität angreift.
Dann ist die Andersartigkeit zum „Gott“ geworden – wo doch der Schöpfer-Gott die Idee zur Gleichheit und Ebenbildlichkeit hatte …
Denkt nur an die Formulierung „eins mit Leib und Seele“ (2. Mose 2, 24 GNB) nach der Erschaffung der Menschen.
Von Anfang an.
Gleich und gut.

Freude kommt nur auf, wenn wir beides willkommen heißen … bei uns selbst und bei anderen.

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