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Gott will nicht,
Dietrich Bonhoeffer, Quelle: Gemeinsames Leben/Das Gebetbuch der Bibel, DBW Band 5, Seite 79
dass ich den Andern nach dem Bilde forme,
das mir gut erscheint,
also nach meinem eigenen Bilde,
sondern in seiner Freiheit von mir
hat Gott den Andern zu seinem Ebenbild gemacht.
Wir haben ein Reibungsproblem, reiben uns oft wund an der Fremdheit unserer Mitmenschen.
Sie sind so anders.
Sie leben so anders, denken so anders, glauben so anders.
Menschen sind einfach unfassbar vielfältig unterwegs.
Und dieses Anderssein ist für viele von uns nicht selten bedrohlich, verwirrend, fremd.
Umso wichtiger zu wissen:
Es ist nicht unsere Aufgabe, die „fremden“ Handlungsweisen zu verurteilen
… denn: fremd heißt nicht „falsch“, heißt auch nicht „richtig“, sondern zuerst mal „anders“.
Es ist nicht unsere Aufgabe, die Fremdheit zu bekämpfen oder zu verteidigen
… denn: Fremdheit braucht nicht Abwehr, sondern Annahme und Liebe.
Dieses Wissen führt uns hoffentlich dazu, dass wir endlich aufhören, unsere Mitmenschen verändern zu wollen.
Es ist nicht unser Job, andere so zu verändern, dass sie gleich denken und glauben und leben wie wir.
Das ist keine Grundlage für echte Gemeinschaft, Freundschaft, Gesellschaft.
Ich muss mir immer bewusst sein, dass es nicht darum geht, andere „nach meinem Bild zu formen“, wie Dietrich Bonhoeffer das so treffend ausdrückt. Es geht darum, „andere“ Menschen zu lieben und ihnen zu helfen, dass sie immer besser als „Ebenbild Gottes“ leben.
Deshalb darf unser Augenmerk auch nicht in erster Linie darauf gerichtet sein, unsere Mitmenschen zu „bearbeiten“ oder „zurecht zu bringen“.. So also ob nur ich wüsste, was richtig ist und wer recht hat in Fragen des Lebens oder des Glaubens.
Deshalb gilt für uns alle:
Nicht das/der Fremde muss zuerst mal anders werden … ich bin derjenige, der sich ändern muss.
Meine Einstellung. Meine Festlegungen. Meine Meinungen. Meine Sicht. Meine Urteile.
Jesus hat für diese Notwendigkeit ein eindrückliches Bild:
Du siehst den Splitter im Auge deines Gegenübers.
Bemerkst du nicht den Balken in deinem eigenen Auge?
Wie kannst du zu deinem Gegenüber sagen:
›Komm her! Ich zieh dir den Splitter aus deinem Auge.‹
Dabei steckt doch in deinem eigenen Auge ein Balken!
(Die Bibel in Matthäus 7,3+4, Basisbibel)
Also: Zuerst Veränderung bei mir … nicht Veränderung beim Fremden.
Und irgendwann kommen wir vielleicht dahin, das Fremde zu feiern.
Das wäre klasse … denn wir selbst sind ja für andere auch oft fremd.


