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Ganz sicher haben wir dieses Herab- und Hinaufsteigen so zu verstehen: Durch Selbsterhöhung steigen wir hinab und durch Demut hinauf.“
Benedikt von Nursia (480 bis 547), in Regula Benedicti 7
Hier spricht Benedikt von der Demut. Ein alter Begriff … aber hochaktuell.
Er nimmt Jakobs Traumbild von einer Himmelsleiter (1. Mose 28,12), an der Engel auf- und absteigen, als Gleichnis für unseren Weg zu Gott. Er erklärt, dass wir zu Gott nur dann aufsteigen, indem wir in unsere eigene Wirklichkeit hinabsteigen – und das nennt er Demut.
Lust auf eine ausführlichere, begriffliche Deutung?
Das lateinische Wort für Demut ist „humilitas“ (engl. humility).
Humilitas wiederum hat im Wortstamm den Begriff „humus“. Das bedeutet „Erde“.
Benedikt deutet diesen Zusammenhang mit dem Bild der Himmelsleiter:
Durch das Hinabsteigen in unsere „Erdhaftigkeit“ kommen wir in Berührung mit dem Himmel.
Demut heißt also: Ganz „geerdet“ sein – sich niemals höher denken als jede andere Kreatur.
Dieses Bewusstsein entspricht der Wirklichkeit. Denn:
Ich verhalte mich wahrlich nicht immer besser als andere,
stehe auf jeden Fall nicht höher,
bin schon gar nicht wertiger.
Ein weiterführender Gedanke:
In manchen kirchlichen Traditionen wurde Demut „die Schwester der Liebe“ genannt.
Demut ist verwandt mit Liebe.
Das muss so sein, denn:
Ohne Liebe wird Demut zur Unterwürfigkeit.
Ohne Liebe wird Demut zum Schauspiel.
Ohne Liebe wird Demut zur Selbstverachtung.
Demut braucht die Verwandtschaft der Liebe, denn ohne sie verliert sie ihre Echtheit und Würde.
Die Würde der Demut zeigt sich in kleinen Gesten,
großer Zurückhaltung,
hoher Zufriedenheit,
weitem Herzen,
tiefer Zuwendung.
Demütige Menschen üben keine Macht aus,
können anderen Raum geben,
haben nichts zu verlieren,
müssen sich und anderen nichts beweisen,
brauchen nicht auf alles einen Reaktion.
Wie entspannend muss es sein, mit solchen Menschen zusammen zu sein!


