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Der Glaube ist das Licht der Zeitlichkeit.
Er allein fasst die Wahrheit, ohne sie zu schauen;
er berührt sie, ohne sie zu fühlen;
er betrachtet diese ganze Welt, als bestünde sie nicht,
indem er etwas ganz anderes sieht, als was obenauf liegt.
Jean-Pierre de Caussade (1675 bis ca. 1750), Hingabe an Gottes Vorsehung, Benziger Verlag, Zürich, 1981, S. 51
„Ich glaube an Gott …“
Das stimmt für mich.
Aber, was heißt das eigentlich?
Was zeichnet diesen Glauben aus? Was charakterisiert ihn? Was beschreibt ihn?
Unzählige Theologen haben darüber geschrieben … unter anderem auch Jean-Pierre de Caussade, der französische Jesuit und Schriftsteller. In seinem wohl bekanntesten Werk „Hingabe an Gottes Vorsehung“, das zu den meistgelesenen religiösen Büchern des 19. und 20. Jahrhunderts gehört, spricht er leidenschaftlich von einer Haltung der Hingabe in allen Situationen des Lebens. Er betitelt die Hingabe als „die Pflicht des gegenwärtigen Augenblicks“ – und den Glauben nennt er das „Licht der Zeitlichkeit“.
Hingabe ist die Erfüllung des Augenblicks – und Glaube die Erleuchtung des Moments, sagt er. … vor allem auch der dunklen Momente.
Glaube, erklärt er deshalb an anderer Stelle, „besteht in einer ständigen Suche nach Gott in allem, was ihn verhüllt, entstellt, auflöst“.
So viele Augenblicke im Leben sind undurchschaubar – Glaube erfasst die Wahrheit dahinter.
Glaube lebt, „indem er etwas ganz anderes sieht, als was obenauf liegt“.
Glaube hat einen anderen Blick.
Nicht das Sichtbare, sondern das Verborgene.
Nicht das Fühlbare, sondern das Unfassbare.
Nicht das Bestehende, sondern das Werdende.
Glaube ist – so beschreibt das auch die Bibel – „ein Festhalten an dem, worauf man hofft – ein Überzeugtsein von Dingen, die nicht sichtbar sind“ (Hebräer 11,1 BB).
So will ich glauben … gerade in der „dunklen Jahreszeit“.


