Alltags:Leben Glaubens:Leben

GOTT:FINDER

…ich sprach in dieser Weise:
dass der Mensch ein Gott in allen Dingen suchender
und ein Gott zu aller Zeit
und an allen Stätten
und bei allen Leuten
in allen Weisen
findender Mensch werden müsste.
Darin kann man allzeit
ohne Unterlaß zunehmen und wachsen
und nimmer an ein Ende kommen des Zunehmens.
Meister Eckhart (1260 bis 1328) in „Reden der Unterweisung“, XXII

Kürzlich bin ich auf einen interessanten „Fragen-Zusammenhang“ gestoßen …
Er betrifft die zwei ersten Fragen Gottes im Alten bzw. im Neuen Testament.
Die erste Frage Gottes in der Bibel lautet: „Adam (Mensch), wo bist Du?“
Mit dieser ersten Frage in der Bibel macht Gott seine Suchrichtung, seine großes Ziel deutlich:
Er sucht den Menschen.
Die Frage stellt er ja im Schöpfungsbericht nicht, weil er nicht wüsste, wo Adam ist.
Er stellt sie, um deutlich zu machen, was seine größte Sehnsucht ist – nämlich der Mensch.
Sie ist wie eine Überschrift über die gesamte Botschaft der Bibel:
Gott hat Sehnsucht nach den Menschen … er sucht sie. 
Das tut er immer. Und diese Suchbewegung zieht sich durch die ganze Menschheitsgeschichte – und auch durch die ganze Bibel. Gott ist auf der Suche nach seinen Menschen.
Vielleicht hilft dir die Vorstellung:
Gott schreitet durch deinen Alltag, deine Begegnungen, deine Gedanken, deine Erlebnisse mit den Worten „Wo bist du?“ auf den Lippen. Das ist seine Sehnsucht.
Gott sucht die Menschen – jederzeit, überall, auf vielfältige Weise.
In allen Begegnungen will er sich ausleben und auslieben.
Das ist die Grundlage für das, was nun folgt …

Dann gibt es da noch die erste Frage von Jesus in der Bibel. Die steht in Johannes 1 und lautet:
„Als Jesus sich umwendet und sie folgen sieht, sagt er zu ihnen: Was sucht ihr?“ (Johannes 1,38)
Mit dieser Frage kommen wir endlich zu Meister Eckharts Worten.
Diese Frage knüpft an die erste Frage Gottes an.
Gott sucht den Menschen … und was sucht ihr?
Darf ich diese Frage einfach mal so an euch weitergeben?
Meister Eckhart behauptet, dass diese Suchbewegung in die richtige Richtung weiß.
„… dass der Mensch ein Gott in allen Dingen suchender
und ein Gott zu aller Zeit
und an allen Stätten
und bei allen Leuten
in allen Weisen
findender Mensch werden müsste.“

Ich bin inzwischen der Überzeugung, dass „Gott-suchen“ sogar die Essenz eines gelebten, christlichen Glaubens ist: Wir suchen Gottes Nähe, wir suchen seine Hilfe, wir suchen sein Reden, wir suchen seine Weisheit, wir suchen seinen Willen, wir suchen seine Wege … in allen Dingen, in allen Situationen.
Darin will ich wachsen – auch wenn ich weiß, dass ich damit (wie Meister Eckhart sagt) „nimmer an ein Ende kommen“ werde.

Das Gute und Schöne daran ist, dass Gott allen Menschen verspricht, sich finden zu lassen. So lässt er das mal den Propheten Jeremia weitergeben: “Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR.“ (Jeremia 29,14)

Wie schön wäre das, wenn wir uns in der gemeinsamen Suche nach Gott verbinden und verbünden würden!
Ich bin der Überzeugung, dass wir ihn finden werden – jederzeit, überall, auf vielfältige Weise.
Auch heute!

Das könnte dich auch interessieren