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GOTT:VOLL

Das Eine ist mir so klar und spürbar wie selten:
Die Welt ist Gottes so voll.
Aus allen Poren der Dinge quillt er gleichsam uns entgegen,
wir aber sind oft blind.
Wir bleiben in den schönen und den bösen Stunden hängen und erleben sie nicht durch bis an den Brunnenpunkt, an dem sie aus Gott herausströmen.
Das gilt für alles Schöne und auch für das Elend.
In allem will Gott Begegnung feiern
und fragt und will die anbetende, hingebende Antwort.

Alfred Delp, (IV 26) 17. November 1944

Es ist der 2. Februar 1945. Eine schlimme Zeit. Menschenverachtend. Gottverachtend.
Der Jesuitenpater Alfred Delp setzte sich damals aktiv für verfolgte Juden ein und scheut sich nicht, gegen Adolf Hitler und den Nationalsozialismus zu reden. Mit nur 37 Jahren, am 28. Juli 1944 wurde er festgenommen, schwer misshandelt und gefoltert. Im Januar 1945 begann vor dem Volksgerichtshof der Prozess wegen Hochverrats. Alfred Delp wurde zum Tod verurteilt und im Gefängnis in Berlin-Plötzensee am 2. Februar 1945 erhängt. 
Seine Asche wurde auf Feldern verstreut, die Veröffentlichung einer Todesanzeige verboten.
Im Lauf seiner Gefängniszeit hatte er immer wieder geheime Nachrichten zu Freunden geschmuggelt. So waren wenige Tage vor seiner Hinrichtung die oben genannten Gedanken in die Freiheit gelangt.
„Die Welt ist Gottes so voll“ … mitten aus dem Gefängnis sagt er diese Worte. „Aus allen Poren der Dinge quillt er gleichsam uns entgegen“.
Was für ein Satz – bedenkt man den Ort, an dem er geschrieben wurde!
Wenn das stimmt, gilt für dich:
Egal, wo du bist und wo du hinkommen wirst im Lauf der kommenden Woche … alles dort ist voll von Gott. 
Deine Wohnung zuhause … voll von Gott.
Dein Auto und wo immer es hinfährt … voll von Gott.
Der Raum, wo du dich gerade aufhältst … voll von Gott.
Die (gem)einsamen Zeiten … voll von Gott.
Mach dir das mal bewusst!

Übrigens: Delp beendete seine Nachricht mit den Worten:
Die Kunst und der Auftrag ist nur dieser, aus diesen Einsichten und Gnaden dauerndes Bewusstsein und dauernde Haltung zu machen
 und werden zu lassen.
 Dann wird das Leben frei in der Freiheit, die wir immer gesucht haben.
„Dauerndes Bewusstsein“ – das ist unser Übungsfeld!
Denn manche Dinge zwischen Himmel und Erde müssen wir uns bewusst machen, damit sie eine Wirkung für uns entfalten … so auch die Nähe Gottes. Es verändert unser Leben, wenn wir uns ihrer bewusst sind.

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