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WEG:BEREITER

Der Mensch ist zur Welt geboren,
als ein Gottesgedanke,
desgleichen noch keiner war,
anderen früheren zur Ergänzung,
späteren zur Vorbereitung,
allen nötig,
nirgend überflüssig.

Hermann Bezzel (1861 – 1917), deutscher lutherischer Theologe

Er ist aus der Vorweihnachtszeit nicht wegzudenken: Johannes der Täufer.
Wegbereiter. Bahnbrecher. Vorläufer.
Für den Messias, den Erlöser.

Mich hat die Rolle von Johannes der Täufer in diesen Wochen sehr zum Nachdenken gebracht.
Denn wir alle sind in irgendeiner Weise Wegbereiter – oder wie Hermann Bezzel es ausdrückt „späteren zur Vorbereitung“.
Wir ebnen Wege für andere Menschen durch das, was wir tun und sagen. Andere profitieren von uns. Wir begleiten die weite Strecke, andere überqueren die Ziellinie.
Manchmal leben wir gut damit.
Manchmal ärgert uns das – würden wir doch so gerne die Wirkungen unseres Lebens selbst abgreifen. Mit den Begrifflichkeiten der Vorweihnachtszeit: wir wären so gern nicht nur Wegbereiter, sondern Messias.
Johannes wäre nie auf den Gedanken gekommen, sich selbst als Erlöser zu bezeichnen.
Er war für die Vorbereitung zuständig, nicht für die Erfüllung (Lukas 1,17).
Klar.
Und wir?
Unser Leben wäre so entspannt, wenn wir von uns nicht immer erwarten würden, alles selbst zu vollenden. Nicht selten öffnen wir die Tür – und andere überschreiten die Schwelle.
Denn was wäre die Welt ohne Tür:Öffner,
ohne Weg:Bereiter,
ohne Vor:Bereiter!

Noch einen anderen Gedanken nennt Hermann Bezzel – auch hier wieder verwendet er eine sehr demütige Formulierung: „früheren zur Ergänzung“.
Wir greifen auf, was andere losgelassen haben.
Wir führen weiter, was andere begonnen haben.
Manchmal leben wir gut damit.
Manchmal ärgert uns das – hätten wir doch so gerne alles selbst verursacht und könnten den ganzen Erfolg verbuchen.
Was aber wäre die Welt ohne Lücken:Schließer,
Weiter:Entwickler,
Hinzu:Füger,

Und nun?
Was ist unsere Aufgabe? Warum sind wir „zur Welt geboren“?
Hermann Bezzel sagt: „als ein Gottesgedanke … allen nötig, nirgend überflüssig“.
Mal Wegfinder,
mal Wegbereiter,
mal Wegbenutzer,
mal Wegbegleiter.

Und alles ist nötig.

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