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INNEN:LEBEN

Unsere wirkliche Lebensreise ist innerlich: Es geht um Wachsen, Vertiefen und um die größere Hingabe an das schöpferische Wirken der Liebe und der Gnade in unserem Herzen. 

Thomas Merton, in: Wie der Mond stirbt, Peter Hammer Verlag 1976, S. 15

So ist das Leben:

Manchmal lebe ich unbeschwert,
bin ich voller Elan,
denke ich tiefgründig –
manchmal auch nicht.

Manchmal kann ich glauben,
kann ich warten,
kann ich helfen –
manchmal auch nicht.

Manchmal sehe ich klar,
höre ich aufmerksam,
heilen meine Worte –
manchmal auch nicht.

Manchmal sind meine Beziehungen leichtgängig,
meine Begegnungen beglückend,
meine Beurteilungen richtig –
manchmal auch nicht.

Manchmal gelingen meine Vorhaben,
gefallen meine Ideen,
genügen meine Anstrengungen –
manchmal auch nicht.

Schönes und Schweres gehört in unser Leben, sagt unsere Lebenserfahrung.
Diese Erkenntnis in unser Denken zu integrieren, ist schon schwer genug.
Und nun behauptet Thomas Merton, dass die „wirkliche Lebensreise innerlich ist“. D.h.
Es geht nicht in erster Linie um eine möglichst, erfolgreiche Bewältigung unseres „äußeren“ Lebens, eine gelungene Integration der Extreme unseres „äußeren“ Lebens, sondern um Wachstum im „Innern“.
Nicht „äußeres“ Erleben ist entscheidend, sondern „inneres“ Vertiefen und Wachsen.

Es gibt in unserem Leben immer ein „Innen“ und ein „Außen“, 
ein Innenleben und ein Außenleben, 
eine Innensicht und eine Außensicht, 
einen Innendruck und einen Außendruck,
eine Innenwirkung und eine Außenwirkung,
eine Innenwelt und eine Außenwelt.
Unsere „Außen“ ist das, was für andere sichtbar ist … das „Außen“ anderer Menschen ist das, was wir an anderen wahrnehmen. 
„Außen“ sind z.B. unsere Taten, unsere Erfolge, unsere Abschlüsse, unsere Titel, unsere Erfolge, unser Aussehen, unsere offensichtlichen Fehler, unsere Worte, unsere Arbeitsweisen, unser Auftreten, unsere Eloquenz, unsere Musikalität, unsere Sportlichkeit, unsere Diskussionsfreudigkeit, unser offensichtlichen Begabungen – alles was eben für alle Menschen sichtbar ist.
Das Problem ist, dass wir unser Leben lang damit beschäftigt sind, unser „Außen“ zu beherrschen, zu gestalten, zu ordnen, zu pflegen. Je mehr wir das tun, desto mehr verlieren wir die Herrschaft über unsere „Innen“ – und manchmal sogar den Kontakt dazu.
Wenn das passiert, können wir das Wirkliche unserer Lebensreise nicht mehr richtig wahrnehmen – behauptet Thomas Merton. Nämlich:
„Wachsen, Vertiefen und die größere Hingabe an das schöpferische Wirken der Liebe und der Gnade in unseren Herzen“.
Wachsen keimt innen.
Vertiefen geschieht innen.
Hingabe entspringt innen.
Liebe und Gnade wirkt innen.
Das Hoffnungsvolle daran: alles zusammen drängt nach außen, ins praktische Leben.
Und so verbinden sich „innen“ und „außen“ – was meiner Meinung nach das Beglückendste unserer Lebensreise ist.

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