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GEH:WEG

Foto von Dan Torres auf Unsplash

Um das zu erreichen, was du nicht weißt, 
musst du den Weg der Unwissenheit gehen.
Um das zu besitzen, was du nicht besitzest,
musst du den Weg der Entäußerung gehen.
Um das zu werden, was du nicht bist,
musst du den Weg gehen, auf dem du nicht bist.

Thomas Stearns Eliot (1888 bis 1965), in: T.S. Eliot, Gedichte, suhrkamp Verlag Frankfurt 1988, S. 299


Genau so hört sich das an, wenn ein Literaturnobelpreisträger über Wege spricht …
Er behauptet, dass wir im Leben immer genau die Wege gehen müssen, die unserem Mangel entsprechen:
Beim Nicht:Wissen, müssen wir Unwissenheit aushalten.
Beim Nicht:Haben, müssen wir loslassen lernen.
Beim Nicht:Sein, müssen wir „über uns hinaus“ gehen.
Das sind sicher keine einfachen Schritte, die hier von uns gefordert sind.
Denn sie fordern unseren ganzen Willen und unser kühnstes Wagen. Sie werden begleitet durch Unsicherheit und Verzicht. Und es ist noch nicht raus, ob wir auch wirklich dort ankommen, wo wir gerne wären.
Manchmal bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich den Einstieg in den jeweiligen Weg finde – und ob ich genügend Kraft für die vermutlich lange Wegstrecke habe.

Ich habe mir angewöhnt, in solchen Situationen des Nicht:Wissens, des Nicht:Habens und des Nicht:Seins um Gottes Wegbegleitung zu bitten. Zum Bespiel durch ein Gebet wie dieses:

Mein Gott, mein Wegbegleiter.
Ein Weg liegt hinter mir:
Die Unruhe meiner Seele
und die Ruhe des Alleinseins.
Die offenen Fragen
und die verschlossenen Türen.
Die begleitenden Worte
und die vernachlässigten Taten.

Ein Weg liegt vor mir:
Die Forderungen der Menschen
und die Herausforderungen des Unausweichlichen.
Die Unterforderungen derer, die mir nichts zutrauen
und die Überforderungen derer, die mich überschätzen.

In allem:
Mein Weg liegt vor Dir, mein Gott,
das Vergangene und das Zukünftige,
das Gelungene und das Verpasste,
das Herausfordernde und das Leichte.

Überall:
Du bist da,
und in allem bist Du!
Nur mit Dir!
Nur zu Dir!
Wohin sonst?


Mir helfen solche selbstformulierten Gebete, die Wege meines Lebens gelassener zu gehen,
mir Gottes Begleitung bewusst zu werden und
nicht nur auf meine Energiereserven zu hoffen.

Welche Worte dürften in deinen „Weg-Gebet“ nicht fehlen?

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