Jegliches Wirkende, was immer es sei,
Thomas von Aquin (1225 bis 1274), in: Ordnung und Geheimnis, Hegner-Bücherei 1949, S. 50
wirkt jegliches Wirken aus einer irgendwie gearteten Liebe.
Liebe als Urgrund der Wirksamkeit … was für ein Gedanke!
Einfach gesagt: alles, was eine Wirkung zeigt, kommt aus Liebe.
Liebe wirkt.
Stimmt das immer?
Auch im Blick auf die Wirksamkeit der Mächtigen dieser Welt?
Und wenn ja, was ist das für eine Liebe? Welche Art von Liebe?
Liebe zur Macht – oder Liebe zu den Menschen?
Und ist „Liebe zur Macht“ die „richtige Art“ der Liebe?
Oder anders gefragt: Was braucht die Liebe, um wirklich gut zu sein?
Schauen wir mal näher hin, welche Antworten Thomas von Aquin in seiner Schrift „Ordnung und Geheimnis“ auf diese Fragen findet …
Liebe, das ist in allen seinen Ausführungen der Fokus, braucht eine Ordnung, um nicht fehlgeleitet zu werden:
„Ungeordnete Liebe zu sich selbst ist jeglicher Sünde Ursache.“
Alle Liebe, der die Ordnung und Richtung fehlt, macht sich schuldig.
Alle Liebe, die grenzenlos nur sich selbst sucht, trennt sich vom Guten.
Alle Liebe, die nicht das Gute sucht, verursacht Trennung und Chaos.
Da nämlich verortet Thomas von Aquin die Liebe: im Guten.
„Das Gute ist die wesenseigene Ursache der Liebe“
Und er ordnet die Liebe durch die „Tugend“:
„Die Liebe in uns erfährt Ordnung durch die Tugend“
Die Haupttugenden („Kardinaltugenden“), die alles ordnen, sind: Weisheit, Gerechtigkeit, Maß und Mut. Das hatte Plato mal so formuliert. Thomas von Aquin hat diesen Tugenden (er nannte sie „virtutes morales“, die moralischen Tugenden) dann noch drei weitere, christliche Tugenden dazugefügt: Glaube, Hoffnung und Liebe. Ihm war dabei wichtig, dass die Kardinaltugenden von Plato (die moralischen Tugenden) durch Erziehung und Vernunft entwickelt werden können. Die „theologischen Tugenden“ (virtutes theologicae) aber den Menschen durch Gott geschenkt werden.
Diese sieben Tugenden – so Thomas von Aquin – ordnen die Liebe und bewahren sie dadurch vor Fehlleitung.
Also ist klar: nicht jede Liebe führt zum Guten. Es gibt Liebe, der die Tugend fehlt – und die verursacht Böses. Sie wirkt zwar, aber sie wirkt durch ihre Selbstbezogenheit nichts Positives.
Das gilt für alle Machthaber dieser Welt – aber auch für uns persönlich.
Bevor wir also die Liebe durch unsere Taten wirken lassen, sollte sie immer durch den Filter der Tugend laufen.
Ist es weise?
Ist es gerecht?
Ist es maßvoll?
Ist es mutig im Gegenwind?
Und:
Entspricht es meinem Glauben?
Vermittelt es Hoffnung?
Wird dadurch Liebe für andere Menschen spürbar (und nicht nur für uns selbst)?
Wenn ja – dann unters „Volk“ damit!


