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NATUR:SCHAU

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Wenn man nun betrachtet
die ganze Natur und ihre Eigenschaft,
so siehet man den Vater.

Jakob Böhme (1575 bis 1624), aus: Gerhard Wehr, Der Mystiker Jacob Böhme, marixverlag Wiesbaden 2012, S. 29

Eine der Faszinationen der Natur liegt in ihrer Symbolkraft.
Böhme hebt besonders die Ausdrucksstärke bezüglich des väterlich-liebenden Gottes hervor.
Ich greife hier nur mal zwei Wesenheiten heraus:

Geduld
Ein Hauptthema der Natur ist die Geduld.
Wir sehen das im Wachstum jeder Pflanze.
Rainer Maria Rilke beschreibt das in wunderschönen Worten in einem Brief „an einen jungen Dichter“:
Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst
dass dahinter kein Sommer kommen könnte.
Er kommt…!

Von Dietrich Bonhoeffer hab irgendwo folgenden Satz gelesen:
Alles Werden in der Natur, um Menschen, in der Natur muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.“

Wachstum und Geduld sind also nicht zu trennen; in der Natur nicht und im Menschen nicht.
Und das Beste: Alles Gedeihen ist ein Abbild der Ausdauer und Gelassenheit des himmlischen Vaters.
Gott ist reich an Geduld (Römer 2,4).
Gott hat Zeit.
Gott nimmt sich Zeit.
Gott lässt uns Zeit.
Was für ein Geschenk!

Treue
Sonne, Berge, Felsen, Küsten sind noch nach Jahrtausenden beständig an ein und demselben Ort.
Sie verzichten nie auf uns – egal, ob wir uns überflüssig fühlen.
Sie halten uns aus – egal, wie wir sie behandeln.
Sie verraten uns nie – egal, was wir getan haben.
Sie bleiben einfach da – egal, wie unzuverlässig wir sind.
Was für ein Bild für Treue!

Ebenso treu ist Gott, der Vater, behauptet Böhme.
Dasselbe sagt auch Paulus (2. Timotheus 2,13 BB) … nur mit anderen Worten:
Wenn wir treulos sind, bleibt er trotzdem treu,
denn er kann nicht sich selbst untreu werden.“.


Bleibt nur noch die Frage, warum es so schwer für uns ist, die Natur als „Botschafter“ und „Gleichnis“ zu sehen.
Liegt es am oberflächlichen Beobachten?
An der fehlenden „Hirn-Verknüpfung“ zwischen Schöpfung und Schöpfer?
Am achtlosen Gebrauch der Natur?
An einer tödlichen Selbstverständlichkeit?

Egal, woran es liegt: uns geht so viel dadurch verloren!
Also:
Raus in die Natur und Augen auf!
Dort können wir lernen, wie Gott ist.

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