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ZUSAMMEN:HANG

So hängt im inneren Leben alles zusammen.
Was an einem Ort gewirkt wird,
wirkt auch in die anderen Teile hinüber.
Also nie den Mut verlieren!

Romano Guardini (1885 bis 1968), in: Briefe über Selbstbildung, Matthias Grünewald Verlag 2001, S. 120)

Das ist buchstäblich der „innere Zusammenhang“.
Das innere Leben existiert nicht in Gestalt unverbundener Bestandteile, besteht nicht aus getrennten Einzelelementen, ist kein zusammenhangsloses Gebilde..
Alles ist miteinander verknüpft, verbunden, vereint – behauptet Romano Guardini in seinem lesenswerten Buch „Briefe über Selbstbildung“.
Leider erleben wir viel zu oft, dass zwar in einem Bereich unseren inneren Lebens Gutes aufwächst, wir das aber nicht „in andere Teile hinübernehmen“ können:
Unser Wille ist im einen Moment unendlich stark – doch schon bald darauf können wir wieder mal nicht Nein sagen.
Wir erleben tiefen Frieden – doch schon wenige Augenblicke später überfällt uns die Hektik und die Panik.
Wir spüren eine beruhigende Ausgeglichenheit – doch schon wenig später kommen unsere Gefühle völlig aus dem Gleichgewicht.
Wir entwickeln lebensbejahende Werte – doch viel zu schnell bringen uns Situation und Menschen dazu, alles guten Absichten über Bord zu werden.
Wir fühlen uns innerlich stark – doch schon kurz danach will unser Herz schwach werden.

Die Folge:
Wir werden mutlos, haltlos, ratlos.
Wir fühlen uns machtlos, kraftlos, würdelos.
Wir trauen unserem Inneren nicht mehr.

Was Guardini behauptet ist:
„Was an einem Ort gewirkt wird, wirkt auch in die anderen Teile hinüber.“
Das würde doch heißen, dass wir Stärke, Frieden und Willenskraft in andere Bereiche hinüberretten können.
Dass nichts Gewachsenes nur in einem Bereich unseres Innenlebens Erfolg hat.
Dass immer etwas in andere Teile dringt.
Dass Stärke im Einen auch Stärke im Anderen verursacht.
Dass Frieden im Einen auch Frieden im Anderen bewirkt.
Dass Werte im Einen auch Werte im Anderen etablieren.
Dass Willenskraft im Einen auch Willenskraft im Anderen schafft.
Meine Erfahrung ist: das stimmt.
Nicht immer. Aber immer wieder und immer öfter.

Ein Beispiel:
Wir leben gerade kirchlich in der Passionszeit, der Zeit des Fastens. Immer wenn ich faste und so meine Willenskraft beanspruche, wirkt das hinüber in andere Bereiche meines Lebens. Das Nein-Sagen zum Zerstörenden und das Ja-Sagen zum guten Gegenteil fällt leichter. Gedankenlosigkeit, Gleichgültigkeit und Getriebenheit fällt schwerer.

So wird das auch mit anderen, gewachsenen, gelernten Dingen des inneren Lebens sein (mit Werten, mit Frieden, mit Stärke, mit Gelassenheit, …) – mit jeweils entsprechenden Wirkungen.
Das meint Guardini damit, wenn er sagt, dass es „auch in die anderen Teil hinüberwirkt“.

Anders ausgedrückt: Wirkungstransfer ist für unser Innenleben charakteristisch.
Wie gesagt: Nicht immer sofort – aber immer mehr.
„Also nie den Mut verlieren!“


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