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Wer aufschiebt, stiehlt Zeit.
Edward Young (1683 – 1765)
Ich bin ein Dieb – glaube ich.
Ab und an.
Ich hätte das nicht gedacht von mir … aber der anglikanische Pfarrer (und Satiriker) Edward Young brachte mich auf die Spur.
Meine Raub-Züge betreffen keine Besitztümer. Es läuft bei mir subtiler ab.
Und ich vermute, dass das nicht nur bei mir so ist …
Nicht nur einmal habe ich Menschen den Nerv geraubt,
den Willen geraubt,
die Zeit geraubt,
die Möglichkeiten geraubt.
Manchmal hab ich ihnen auch den Mut geraubt,
die Hoffnung geraubt,
den Ruf geraubt,
das Selbstvertrauen geraubt,
den Frieden geraubt.
Das passiert immer dann, wenn ich
vorenthalte,
verwehre,
blockiere,
verschwende,
angebe,
übergehe,
verunsichere,
zwinge,
vermute,
verurteile,
vernachlässige,
einenge.
Und manchmal stehle ich mich selbst sogar … nämlich aus der Verantwortung,
wenn ich gleichgültig bin, nachlässig oder überfordert.
Eigentlich will ich das alles nicht, denn es zerstört
– meine Beziehungen, meine Glaubwürdigkeit, meine Selbstachtung.
Wenn ich’s merke, tut es mir unendlich leid
– und unendlich gut, wenn ich um Vergebung bitte.
Und eins noch:
Gar nicht schlimm finde ich manchmal, wenn ich anderen den Atem raube,
den Verstand raube,
den Schlaf raube.
Keine Ahnung, ob ich da zu nachlässig oder zu unbeschwert bin …


