Photo by Amel Majanovic on Unsplash
Wenn man sich vom Zorn ergriffen fühlt, sofort aufhören zu handeln, ja zu sprechen – und vor allem sich zu entscheiden, bis sich die Erregung gelegt hat.
Vinzenz von Paul (1581 bis 1660), aus: Pierre Lefèvre (Hg.), Schätze der Spiritualität, Verlag Josef Knecht 2004, S. 109
Jeder wird mal zornig … auch die nach außen hin Gelasseneren.
Deshalb hier ein paar grundsätzliche Gedanken zum Zorn:
Zorn ist im Grunde erstmal nichts Schlechtes.
Wie jedes andere Gefühl auch.
Alle Gefühle sind grundsätzlich gesund – können aber „krank“ werden.
Die gesunde Seite des Zorns ist seine Energie. Wir verwenden diese Energie z.B. dafür, dass Unrecht korrigiert wird,
Ungerechtigkeit bekämpft wird,
Wunden geheilt werden.
Auch Martin Luther spricht mal davon, dass es positive Aspekte des Zorns gibt:
„Ich arbeite nie besser als durch Zorn inspiriert. Wenn ich zornig bin, kann ich besser schreiben, beten, predigen, da mein Geist schneller arbeitet, mein Verstand geschärft ist und alle weltlichen Sorgen und Versuchungen dahingefahren sind.“
Zorn ist also nicht grundsätzlich schlecht
… aber konkret immer dann, wenn er Beziehungen zerstört,
Seelen kaputt macht,
für’s Umfeld schädlich ist.
Kränkend wird‘s dann, wenn der Zorn ungesteuert in Taten und Worten ausbricht.
Dann umfasst und umarmt er alle unsere Beziehungen,
alle unsere Gewohnheiten,
unser Familienleben,
unser Geschäftsleben,
unser Kirchenleben,
unsere Freundschaften,
unsere Telefonate,
unsere Facebookeinträge.
In allen Bereichen kann der Zorn uns in die Gefahr führen, unvernünftig zu werden, unwürdig zu kommunizieren und ungesund zu handeln.
Vielleicht hilft ja der vorbeugende Gedanke, dass es Dinge gibt,
die zerstörerischem Zorn helfen, seinen Weg zu machen und die daher zu vermeiden sind.
Da ist zum Beispiel die innere Verbitterung
Verbitterung ist niemals freundlich. Sie ist immer unser Feind. Ein Feind der Liebe und des Vertrauens, den wir bekämpfen müssen, weil sie uns selbst und andere kaputt macht, den ungesunden Zorn fördert und entzündet.
Oder denken wir an die Kleinlichkeit, die immer unbarmherzig, empfindlich und hässlich daherkommt. Hochgefährlich. Sie ruft den krankmachenden Zorn herbei und facht ihn an.
Zerstörender Zorn kann präventiv bekämpft werden, indem wir unsere Seele von Verbitterung sauber halten – und durch großzügiges Denken und Handeln der Kleinlichkeit entgegenwirken.
Zusammenfassend nochmal Vinzenz von Paul, der oft auch „die Mutter Teresa des 17. Jahrhunderts“ genannt wird:
„Niemand ist beständiger und standhafter im Tun guter Taten, als die Sanftmütigen und Großzügigen. Umgekehrt sind diejenigen, die aus Entrüstung explodieren und sich von Wut überwältigen lassen eher unbeständig, weil sie nur ab und zu handeln. Sie sind wie ein Sturzbach, der nur stark und heftig ist, wenn er voller Wasser ist, aber gleich danach wieder austrocknet. Aber Flüsse, ein Symbol der Sanftmut und Großzügigkeit, fließen beständig, ruhig und unerschöpflich.“
Also:
Besucht die Natur.
Betrachtet die Flüsse.
Sie lehren uns, welchen Weg gesunde Gefühle nehmen sollten.


