Alltags:Leben Glaubens:Leben Zusammen:Leben

RÜCK:SCHAU

Foto von Raj Rana auf Unsplash

Wer vergisst,
wie große Barmherzigkeit er selbst empfangen,
der hat auch für andere kein Herz voll Erbarmen.

Antonius von Padua (1195 bis 1231), aus: Pierre Lefèvre (Hg.), Schätze der Spiritualität, Verlag Josef Knecht 2004, S. 76

Ich bin oft vergesslich. Leider.
Zu viel strömt auf mich ein.
Zu viel hält mich beschäftigt.
Zu viel füllt mein Herz und mein Hirn.
Ich weiß: dieses „Zuviel“ nährt meine Vergesslichkeit. Tag für Tag.
Okay. Ich hab da so meine Strategien entwickelt: Aufgaben notieren, Vorhaben priorisieren,
Das hilft schonmal ein wenig für die täglichen Herausforderungen und ToDos.

Meine Vergesslichkeit umfasst aber viel mehr:
Mein gesamtes, gelebtes Leben.
Meine ganze, gegangene Vergangenheit.

So viel Gutes hab ich schon erlebt,
so viel Schweres durchgestanden,
so viele Lebensführungen ausgewertet,
so viel Hilfreiches gelernt,
so viel Zuwendung erhalten …
… und so viel davon längst vergessen. Völlig aus den Gedanken verloren.

Die Folge:
All das lenkt mich nicht mehr,
bewirkt nichts mehr,
löst nichts mehr aus.
Erinnerungslos wirkungslos.

Ich lerne:
Keine Erinnerung – kein Antrieb.
Kein Gedächtnis – keine Ausbeute.
Keine Memoiren – kein Lerneffekt.
Also auch keine dadurch ausgelöste Dankbarkeit oder Empathie oder Gelassenheit oder Verantwortung … oder Barmherzigkeit.
Erbarmen aber braucht die Welt!

Deshalb:
Denk an das erlebte Gute … und sei gut!
Erinnere dich an mühsame Phasen … und ermutige!
Denk kurz an zugefügte Verletzungen … und mach‘s anders!

Bleibt noch zu klären, ob es Erinnerungshilfen gibt. Rezepte gegen Vergesslichkeit, Gedächtnisschwund und Gedankenverlust.
Ja. Gibt es.
Bewusst genießen.
Tagebuch führen.
Denkzeiten planen.
Zurücktreten
Dankgebete formulieren.
Ruhephasen eintakten.
Selbstverständlichkeit vermeiden.
Alles und alle wertschätzen.

Und dann erbarmen … weil ich selbst so viel Barmherzigkeit empfangen habe.

Das könnte dich auch interessieren