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SCHWACH:BEWACHT

Jede unbewachte Stärke ist eine doppelte Schwäche.
Oswald Chambers, aus: Gordon McDonald, Rebuilding your Broken World, Nashville 1988, S. 54

Kürzlich hat mich eine geschätzte Kollegin auf diese außergewöhnliche Behauptung hingewiesen.
Seither bin ich am Nachdenken …
Klar: es geht Oswald Chambers nicht um eine genaue Zahlenangabe, sondern um eine erfahrungsgemäße Tendenz.
Große Stärke kann zur noch größeren Schwäche werden – wie groß auch immer.

Hinter der Aussage von Oswald Chambers steckt die Überzeugung, dass Stärken nicht unangefochten sind.
Denn die eigenen Fähigkeiten sind immer in Gefahr,
von mir selbst überschätzt oder unterschätzt zu werden,
mit falschen Motiven eingesetzt zu werden,
zu unpassenden Zeiten eingebracht zu werden,
ohne Berücksichtigung der Gesamtsituation vorangetrieben zu werden,
unter Missachtung unserer Mitmenschen durchgesetzt zu werden.

Und dann geht’s schnell:
Zielstrebigkeit wird zur Verbissenheit.
Mut wird zur Waghalsigkeit.
Voran-gehen wird zum Unerreichbar-werden.
Du-Einfühlsamkeit wird zur Ich-Einsamkeit.
Kommunikationsfähigkeit wird zur Laberei.
Selbstvertrauen wird zu Hochmut.
Strategiedenken wird zum Machbarkeitsdenken.

Wie aber können wir unsere Stärken bewachen?
Indem wir sie achtsam einsetzen?
Sicher!
Indem wir unsere Motive prüfen?
Auf jeden Fall!
Indem wir ihre Auswirkungen auf unsere Mitmenschen bedenken?
Unbedingt!
Indem wir vertraute Menschen bitten, uns zu beobachten und zu korrigieren?
Selbstverständlich!

Hüte deine Stärken!
Denn schlecht bewacht ist doppelt geschwächt.

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