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Es sind immer nur die Schwachen,
welche die Schwachen verachten.
Gertrud von LeFort, Gedichte und Aphorismen, Franz Ehrenwirth Verlag, München,1962, S. 128
Gertrud von LeFort hat recht:
Es zeugt nicht von Stärke, die Schwachen zu verachten.
Verachtung ist überhaupt nie stark, denn sie braucht die vermeintliche Minderwertigkeit anderer, um sich überlegen zu fühlen. Und das ist schwach.
Ein paar Fragen zu Ursprung und Wirkung der Verachtung …
Erste Frage: Wie kommt es eigentlich zur Verachtung?
Verachtung ist eine „Reaktionsemotion“.
Sie basiert auf schlechten Erfahrungen, auf der Entdeckung von Unterschiedlichkeit, auf Enttäuschung – und reagiert darauf mit Unverständnis, Hochmut, Arroganz, Empörung.
Verachtung ist zuerst BeWERTung und dann AbWERTung – und lebt von der Phantasie des UnWERTs anderer Menschen. Damit wird deutlich: es geht um Herabsetzung von WERT – und um Aberkennung von Würde.
Zweite Frage: Woran erkennt man eigentlich Verachtung?
Verachtung kommt nicht selten in Gestalt von Sarkasmus, Augenrollen und Spott daher.
Verachtung ist wie eine Waffe. Die Wunde, die sie schlägt, heißt Unsicherheit. Denn meist wissen wir nicht, wie wir mit sichtbarer und hörbarer Geringschätzung umgehen sollen.
Verachtung verweigert den Respekt. Sie polarisiert, stigmatisiert und diskriminiert – meist dauerhaft. Denn wir neigen dazu, unseren negativen Emotionen eine fortwährende Bedeutung zu geben.
Und Vorsicht: Verachtung tritt häufig in engen Beziehungen auf!
Hier sieht man Schwächen deutlicher,
erlebt man Abhängigkeiten intensiver,
verwörtlicht man Gefühle schonungsloser.
Dritte Frage: Warum eigentlich verachten starke Menschen in der Regel nicht?
Verachtung ist immer ein Zeichen von Schwäche, lenkt aber die Aufmerksamkeit des „Verachtenden“ von der eigenen Schwäche ab.
Starke Menschen dagegen stehen zu ihren Schwächen.
Und sie leben eine Stärke, die kräftig und fähig ist, schwache Menschen zu achten, zu ehren und zu lieben.
Mögen wir nie zu den Schwachen gehören, die Schwache verachten!
Gott bewahre!
