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Nichts wird gut und vollkommen sein,
Thomas Morus (1478 bis 1535)
bevor die Menschen gut und vollkommen sind.
Es ist längst nicht alles vollkommen in unserem Leben. Das wird auch in diesem Jahr so sein.
Doch: wir verlangen das – von wem auch immer.
Wir erwarten, dass …
… die Arbeit Spaß macht,
… unsere Beziehungen perfekt sind,
… die Erziehung der Kinder gut läuft,
… unser Glauben ohne Zweifel ist,
… die Planungen gelingen
… kein Unglück uns trifft.
Wir fordern täglich unser Recht ein
nach einem schönen, guten, perfekten, ganzen Leben –
bei unseren Mitmenschen und manchmal auch bei Gott.
Aber: so vollkommen ist Leben nicht – geschweige denn, haben wir ein Recht auf Vollkommenheit!
Jemand hat mal formuliert:
„Vieles gelingt nicht ganz, nur teilweise.“
Wir entsprechen nur teilweise unserem Ideal,
sind nur ab und zu gute Mütter und Väter,
nur zum Teil gute Ehemänner und Ehefrauen,
nur eingeschränkt gute Freunde und Begleiter.
Wir sind nur teilweise ohne Verbitterung,
bleiben nur mit Mühe ohne Schuld,
sind nur eingeschränkt glücklich,
nicht immer ohne Selbstzweifel,
nur zeitweilig selbstbewusst.
Unser Gelingen bleibt „Stückwerk“.
Unser Leben bleibt begrenzt,
unvollkommen,
endlich,
unvollständig.
Wir sind noch nicht im Himmel.
Keiner von uns.
Was Thomas Morus mit seiner Aussage aufdeckt, ist:
eine absolute Vollkommenheit unseres gelebten Lebens wird es niemals geben, weil die Vollkommenheit des Lebens von der Vollkommenheit des Menschen abhängt.
Und nun?
Was fangen wir mit diesen Erkenntnissen an?
Lasst uns einander helfen,
die unvollständigen Momente anzunehmen und zu integrieren,
die perfekten Zeiten zu genießen und zu feiern,
die Sehnsucht nach dem Vollkommenen nicht zu verlieren und
aus allem das Beste zu machen.
Auf keinen Fall aber dürfen wir das Unvollkommene verschmähen, nur, weil das Vollkommene noch nicht möglich ist.


