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WACHTUMS:WARTEN

„Auf die größten, tiefsten, zartesten Dinge in der Welt
müssen wir warten, da gehts nicht im Sturm,
sondern nach den göttlichen Gesetzen
des Keimens und Wachsens und Werdens.“
Dietrich Bonhoeffer, Barcelona, Berlin, Amerika 1928-1931, DBW Band 10, Seite 529

Ein Hoch auf das Warten!
Aber es fällt uns selten leicht.

Das ist im Leben so … und auch die Schöpfung bildet das ab – beim Keimen, Wachsen und Werden.
Wirkliche Reife braucht Zeit. 
Wachstum geschieht.
Nach und nach. 
Nicht auf einen Schlag. 
Nicht ohne zeitlichen Freiraum. 
Nicht ohne Wartezeiten.
Dietrich Bonhoeffer beschreibt das mit dem oben genannten wunderschönen Satz.

Wenn wir uns bewusst machen, dass Warten immer Keimen, Wachstum und Werden – und dadurch Möglichkeiten beinhaltet … dann verlieren wir nicht ständig die Gelassenheit, wenn Dinge nicht so schnell gehen, wie wir das gerne hätten.
Denn:
Nicht alles muss immer sofort und gleich geschehen, gesagt und getan werden.
Situationen dürfen sich entwickeln und reifen. 
Menschen dürfen sich auch mal eine Weile ihre Entscheidungen reifen lassen. 
Gedanken dürfen auch mal „überdacht“ werden, zum Reifen auf die Wartebank geschoben werden. 

Wieviel Reife könnte geschehen, 
wieviel Gutes passieren, 
wieviel Licht leuchten, 
wieviel Zorn erstickt werden,
wieviel Glaubwürdigkeit wachsen 
– wenn wir das Warten entwickeln, pflegen und hegen würden, 
wenn unsere Taten und Worte dadurch geprägt wären,
wenn wir unsere Gefühle und Stimmungen bremsen könnten.,
wenn wir unsere Erwartungen dem jeweiligen Status unseres Lebens anpassen könnten.

Zum Schluss noch ein Gedicht von Rainer Maria Rilke, das nochmal gut beschreibt, was unsere Aufgabe in dem Ganzen ist:
Man muss den Dingen die eigene, stille, ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt 

und durch nichts gedrängt oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und dann gebären.

Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt und getrost in den Stürmen des Frühlings steht, 

ohne Angst, dass dahinter kein Sommer kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge

so sorglos, still und weit
// Rainer Maria Rilke, Viareggio bei Pisa (Italien), am 23. April 1903, in „Briefe an einen jungen Dichter

Schöne Wort-Bilder:
Austragen … und dann gebären.
Reifen wie ein Baum
Die Geduldigen, die da sind, als ob die Ewigkeit vor ihnen läge.

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