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Die Umkehr ist eine menschliche Tatsache aber sie ist auch eine weltumgreifende Macht. Als Gott, so wird erzählt, seine Schöpfung vorbedachte und sie vor sich auf einen Stein hinritzte, wie ein Baumeister sich den Grundstein zeichnet, sah er, dass die Welt keinen Bestand haben würde. Da schuf er die Umkehr: nun hatte die Welt Bestand, denn nun war ihr, wenn sie sich von Gott weg in Abgründe der Selbstheit verlief, die Rettung erschlossen, der in eigener Bewegung zu vollziehende Rückschwung gnadenhaft gewährt. Die Umkehr ist die größte Gestalt des „Anfangens“.
Martin Buber, in: Schriften zum Judentum Band 20, Gütersloher Verlagshaus 2005, S. 68
Wir alle brauchen immer wieder „Umkehr“.
Wir können nicht ein Leben lang richtig liegen,
recht haben,
auf dem rechten Weg sein.
Wir müssen ein Leben lang immer nachjustieren,
immer weiter wachsen,
immer Neues angehen.
Im Lauf meines Lebens waren für mich schon viele Umkehr-Schritte dran:
Umkehr vom Äußeren zum Inneren,
vom Stolz zur Nähe,
von der Macht zur Demut
vom Zuschauen zum Handeln,
vom Tun zum Sein,
vom Sein zum Werden,
von der Starrheit zur Bewegung,
von Gleichgültigkeit zur Verantwortung,
vom Urteilen zum Annehmen,
vom Buchstaben zum Geist,
von Schuld zur Vergebung,
von mir zu Gott.
Es gibt einfach zu viele Sackgassen, die Umkehr nötig machen.
Das Problem: wir nehmen Sackgassen oft nicht als Umkehrpunkte wahr.
Wir halten sie regelmäßig für Parkplätze,
Kurven oder
Zielorte.
Nur, wenn wir anhalten und innehalten, werden wir entdecken,
wo wir gerade stehen,
wohin wir idealerweise gehen,
ob und wann Umkehr wichtig wäre.
Und nur, wenn wir umkehren, werden wir frei.
Ein guter Nebeneffekt dabei könnte sein:
Wenn wir selbst umkehren, werden auch unsere Mitmenschen, die das erleben, leichter umkehren.


