Es kann keine Freundschaft geben, wo keine Freiheit ist.
William Penn (1644 bis 1718), in: Früchte der Einsamkeit, J.G. Cotta‘sche Buchhandlung 2018, S. 128
Freundschaft liebt eine freie Luft, und lässt sich nicht in schmale, gerade Pferche einschließen.
Sie wird offen sprechen und ebenso handeln;
wird nichts übel nehmen, wo nichts böse gemeint war;
und selbst da, wo dem so ist, wird sie gleich verzeihen
und auch vergessen, ist der Fehler einmal eingeräumt worden.
Was ist eigentlich Freundschaft?
Was gehört dazu, was nicht?
Wovon lebt sie, woran stirbt sie?
Was kennzeichnet gute Freunde, was bewirken schlechte Freunde?
Praktische Antworten auf diese Fragen finden wir immer im aufmerksamen Beobachten unserer Beziehungen. Ein besonders guter Beobachter ist William Penn, der Gründer der Kolonie Pennsylvania und ihrer Hauptstadt Philadelphia.
Penn beschreibt was Freundschaft liebt, wie sie spricht, was sie tut, wie sie mit Fehlern umgeht.
Zuerst nennt er die „Freiheit“:
Ohne Freiheit, sagt Penn, gibt es keine Freundschaft. Freunde engen nicht ein.
Sie führen in die Freiheit. Sie weiten die Räume. Sie begleiten über Grenzen.
Sie klammern nicht – sie umarmen.
Sie verfolgen nicht – sie vertrauen.
Sie beschränken nicht – sie befreien.
Freundschaft kann nicht erzwungen werden. Sie wächst in Freiheit.
Das verstehe ich gut: Ohne Freiheit – keine tiefe Freundschaft.
Penn formuliert: „Freundschaft liebt eine freie Luft“. So schön ausgedrückt!
William Penn benennt noch weitere Vorzüge der Freundschaft:
„Offenheit“ und „Großzügigkeit“.
Er konkretisiert das mit den Worten:
Offen reden und handeln.
Großzügig nichts übel nehmen, gleich verzeihen – und schnell vergessen.
Auch das verstehe ich gut: Ohne Offenheit und Großzügigkeit – keine tiefe Freundschaft.
Wo ich noch am Entdecken und Lernen bin, ist, Freundschaft für meine Beziehung zu Gott zu denken.
Ignatius von Loyola, der Gründer der Jesuiten, und seine Weggefährten nannten sich „Freunde im Herrn“. Ignatius wurde nicht müde zu betonen, dass diese „Freundschaft im Herrn“ die Freundschaft jedes Einzelnen zu Jesus braucht. „Freunde im Herrn“ sind Freunde Jesu – die Verbindung zu ihm verbindet sie.
Auch diese Freundschaft lebt von Freiheit, Offenheit und Großzügigkeit.
Von unserer Seite aus … und von seiner Seite aus.
Wir sind frei – Gott ist frei.
Wir sind offen – Gott ist offen.
Wir sind großzügig – Gott ist großzügig.
Nur: er ist diesen Dingen viel besser als wir. Er ist der starke Part in unserer Freundschaft.
Das ist die göttliche Dimension der Freundschaft …
Was für ein Vorrecht „Freunde des Herrn“ zu sein!


