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Um inneren Frieden zu bewahren,
Seraphim von Sarow (1759 bis 1833), aus: Pierre Lefèvre (Hg.), Schätze der Spiritualität, Verlag Josef Knecht 2004, S. 61
soll man auch sorgfältig vermeiden, über die Fehler anderer zu reden.
Reden kann so heilsam sein.
Es befreit, Gefühle in Worte zu fassen,
Ungerechtigkeiten eine Stimme zu geben,
Ungreifbarem Ausdruck zu verleihen.
Reden kann aber auch giftig sein.
Es zerstört, Menschen abfällig herabzusetzen,
Vorwürfe laut herauszuschreien,
Schwächen gnadenlos hervorzuheben
Garantiert setzt man so den Frieden auf’s Spiel und begünstigt den Krieg.
Der russische Eremit Seraphim von Sarow geht sogar noch tiefer und behauptet, dass nicht nur der Friede miteinander, sondern auch unser eigener, innerer Friede vom Schweigen über Fehler anderer abhängt.
Dahinter steht die Wahrheit, dass im Fehler:Reden unser Innerstes aufgewühlt wird, unsere Emotionen getriggert werden und unsere Überheblichkeit entfesselt wird.
Doch noch mehr passiert:
Der Abstand zu Anderen wird größer.
Fehlerwirkungen werden verstärkt.
Vertrauen wird zerstört.
Und so verschwindet nach und nach der Friede aus dem eigenen Herzen – und aus der Beziehung zu unseren Mitmenschen.
Eine hilfreiche Wort:Anweisung dazu finden wir im etwas unbekannteren Teil der Bibel:
Hast du etwas gehört, so lass es mit dir sterben.
Sei ohne Sorge, du wirst ja nicht davon bersten!
Aber aus einem Narren bricht es heraus wie ein Kind, das geboren werden will.
[…] Stell deinen Freund zur Rede. Vielleicht hat er’s nicht getan.
Hat er’s aber doch getan, damit er’s nicht wieder tut. (Jesus Sirach 19,10.11.13 LUT)
Okay. Das ist deutlich.
Dann sollten wir unsere Worte wohl bedachter wählen …
Deshalb hier noch ein paar Denk:Sätze zum Reden:
Toxisches Gerede über Schwächen und Fehltritte andere Menschen vergiftet immer auch alle Redner, Hörer und Beziehungen.
Nicht jede vermeintliche Wahrheit eignet sich für jede Umgebung und für jeden Zeitpunkt.
Ungute Worte über Andere fordern gute Worte von uns – denn Gutes gibt es immer.
Oft ist Schweigen die beste Art, im Frieden mit sich selbst und anderen zu bleiben.
Ein nachahmenswertes Beispiel für einen positiven Umgang mit den Fehlern anderer Menschen habe ich irgendwo mal in einer Vereinbarung der Gründer der methodistischen Kirche John und Charles Wesley gefunden. Diese legten gemeinsam mit elf weiteren Pastoren 1752 Folgendes fest:
- Wir wollen mit Bezug aufeinander weder Böses hören, noch demselben nachspüren.
- Sollten wir Böses voneinander hören, so wollen wir nicht schnell sein, daran zu glauben.
- Sobald wie möglich wollen wir das Böse, das wir voneinander hören, der Person, die es angeht, zur Kenntnis bringen.
- Ehe wir das getan haben, wollen keine Silbe davon – weder schriftlich noch mündlich – irgendjemand anderem mitteilen.
- Auch nachdem wir es getan haben, wollen wir es keinem anderen mitteilen.
- Wir wollen von keiner dieser Regeln eine Ausnahme machen, es sei denn, wir empfinden es als eine unbedingte Gewissensverpflichtung.
Was für eine coole Abmachung!


