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ABSICHTS:ERKLÄRUNG

Die Absicht ist die Seele der Tat.
Antonius von Padua (1195 bis 1231), aus: Pierre Lefèvre (Hg.), Schätze der Spiritualität, Verlag Josef Knecht 2004, S. 79

Ich liebe Kriminalfilme – und ich glaube Antonius von Padua würde sie auch lieben. Meistens beginnen sie mit einem Verbrechen. Dann folgen die Ermittlungen. Eine der Grundfragen für die Aufklärung des Falls ist „Was ist das Motiv des Täters?“
Und bevor das nicht gefunden ist, gilt der Fall als nicht abgeschlossen.
Ich lerne: Jede Tat hat ein Motiv.
Das gilt nicht nur für Kriminalfälle im Fernsehen, sondern auch für Ernstfälle im Alltag.
Jeder von uns hat für alles, was er tut, tief liegende Absichten.

In der Philosophie wie auch in der Rechtsprechung ist der Zusammenhang zwischen Absicht und Tat entscheidend. Für den Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel zum Beispiel ist die Absicht eine noch unvollständige Tat. „Denn die Wahrheit der Absicht ist nur die Tat selbst.“
Ohne Absicht ist eine Tat nur ein Vorfall, Zufall, Unfall, Notfall – manchmal sogar Reinfall.
Zwecklos, ziellos, herzlos.
Okay, das ist nachvollziehbar.

Ist aber nun hinter jeder Tat auch sofort die Absicht zu erkennen?
Kann nicht ein und dieselbe Tat unterschiedliche Motive haben?
Was ist mit unseren guten Absichten, die widersprüchliche Taten auslösen?
Und was ist dabei wichtiger – die schlechte Wirkung oder die gute Absicht?
Gibt es Regeln für das Verhältnis zwischen Absicht und Tat?

Ein paar Gedanken dazu:
1. Nicht alle Verhaltensweisen fordern bewusste, innere Absichtserklärungen. Gewohnheitsmäßige Taten wie Essen, Trinken, Bekleiden brauchen das nicht. Sie sind bedürfnisgesteuert. Hier fehlt oft der bewusste Part, der so kennzeichnend für Absichten ist.
2. Eine gute Tat hat nicht immer eine geradlinige Absicht. Jesus erklärt das in der Bergpredigt. Hier glorifiziert er das wahrhaftige Zusammenspiel von Motiv und Handlung und deckt falsche Motive auf. Wer betet, fastet und spendet, „um von den Menschen gesehen zu werden“, hat den Geist der jeweiligen Tat verfehlt. Die Tat ist gut, das Motiv falsch. Und das prangert Jesus an, weil daraus Heuchelei geboren wird.
3. Eine gute Absicht allein rechtfertigt niemals alle Taten. Wer Gutes mit schädigenden Aktionen erreichen will, verfälscht damit auch seine Motive. Krieg, um den Friedens Willen. Lüge, um der Wahrheit Willen. Gewalt, um der Erziehung Willen. Ehrlosigkeit, um der Ehre Willen.
4. Es gilt aber auch: Nicht jede gute Absicht erreicht ein gutes Ergebnis. Immer wieder passiert es, dass Betätigungen anders ankommen, als gedacht. „Gut gedacht – schlecht gemacht“, hört man dann. Das tut weh, obwohl die „Grundlage“ gestimmt hat.
5. Absichten müssen allgemeingültigen Regeln folgen, wenn sie nicht verkannt werden sollen. Unsere Mit-Menschen brauchen das, um zu verstehen.

Was heißt das nun für heute?
Achte auf die Güte deiner Absichten, wenn du Veränderung bewirken willst!
Bemühe dich um bedachte Taten, wenn du Missverständnisse vermeiden willst!
Prüfe die Motive deiner Taten, wenn du Heuchelei fernhalten willst!
Und wenn Gut-Gedachtes trotzdem mal falsch umgesetzt ankommt:
erkläre dich,
entschuldige dich,
und dann: lass zurück und geh weiter!

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