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GEGENWARTS:AUFTRAG

Der gegenwärtige Augenblick gleicht einem Gesandten,
der den Auftrag Gottes übermitteln soll.
Jean-Pierre de Caussade (1675 bis ca. 1750), Hingabe an Gottes Vorsehung, Benziger Verlag, Zürich, 1981, S. 71


Selbst ein Augenblick hat eine gewisse Dauer – wenn auch eine sehr kurze.
Ein Augenblick beschreibt die erlebte Zeit, die uns berührt und bewegt.
Wissenschaftlern haben den Augenblick auf 2,7 bis 3 Sekunden festgelegt. Der Grund: Unser Gehirn arbeitet in einem Drei-Sekunden-Rhythmus. Das ist die Zeit, die wir selbst und alle Menschen um uns als Gegenwart empfinden.
Ich hab gelesen,
… dass bei Begegnungen die Entscheidung über Sympathie und Abneigung in rund 3 Sekunden gefällt wird,
… dass wir beim Zappen durch TV-Kanäle innerhalb von 3 Sekunden entscheiden, ob wir weiterschalten,
… dass ein Händedruck oder ein Blick zurück in der Regel 3 Sekunden dauert,
… dass wir sogar unseren Sprechrhythmus ganz automatisch in 3-Sekunden-Parts aufteilen.
In diesem 3-Sekunden-Zeitraum erleben wir Ereignisse unmittelbar. Danach „schafft“ unser Gehirn einen neuen Augenblick.

So!
Und diesen Zeitraum betitelt der Theologe und Mystiker Jean-Pierre de Caussade als einen „Gesandten“.
Er meint damit: Jeder Augenblick kommt zu uns …
nicht ziellos, nicht verbindungslos, nicht planlos –
sondern mit Absichten, mit Chancen, mit Wegen.
Alles, was der Moment mit sich bringt, ist also Möglichkeit.
Möglichkeit, etwas zu tun oder zu lassen,
etwas anzuregen oder zu beschließen,
etwas durchzuziehen oder freizugeben,
etwas zu beruhigen oder aus dem Schlaf zu holen,
etwas zu retten oder loszulassen.
Je nachdem …
Dazu brauchen wir die Fähigkeit, herauszufinden, was gerade dran ist. Situatives Handeln.
Auch offen für neue Wege. Jean-Pierre de Caussade drückt das an anderer Stelle so aus:
„Die innere Hingabe steht jeder Möglichkeit gegenüber offen da.“
Was in der oben genannten Aussage von ihm als Grundhaltung erwähnt wird, ist die „innere Hingabe“. Er meint damit ein „Sich-Gott-öffnen“:
Sich keiner unvermeidbaren Fügung verschließen.
Sich hineingeben und nicht rebellieren.
Möglichkeiten entdecken und ausschöpfen.

Nimm das in dein Herz:
In welcher Situation du auch im Augenblick stehst, es sind Möglichkeiten darin („Auftrag Gottes“).
Du bist hineingestellt, aber nicht ausgeliefert.

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