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Demut ist wichtiger als Eifer.
Thomas Merton, aus: Freiheit in seinem Geist, Matthias-Grünewald-Verlag 2000, S. 38
Hinabsteigen in das Nichts und Abhängigkeit von Gott. Anderenfalls bekämpfe ich die Welt nur mit ihren eigenen Waffen, und da ist die Welt unbesiegbar. Sie braucht tatsächlich gar nicht einmal zurückkämpfen, weil ich mich selbst verausgaben werde, und das wird dann das Ende meiner dummen Anstrengungen sein.
Selten hören wir diesen Gegensatz: Demut contra Eifer.
Zurückhaltung contra Ehrgeiz.
Ergebenheit contra Anstrengung.
Thomas Merton wertet: Demut ist wichtiger.
Denn Eifer führt in die Erschöpfung.
Aufwand zehrt an den Kräften.
Betriebsamkeit verursacht Verausgabung.
So gewinnt „die Welt“, sagt er – weil ich sie durch Eifer „nur mit ihren eigenen Waffen“ bekämpfe.
Merton sagt nicht, dass Eifer nicht wichtig wäre. Er vergleicht lediglich beides und gewichtet.
Eifer ist gut. Anpacken ist hilfreich. Leidenschaft ist belebend.
Ohne Eifer wirken Taten mechanisch, ist Hilfe unpersönlich, sind Freundschaften einseitig.
Dennoch ist für Merton Demut wichtiger.
Denn Demut ist nicht selbstverliebt. Sie schenkt sich her und gibt sich hin.
Demut herrscht nicht und überfährt nicht.
Demut vergleicht nicht und erhebt sich nicht.
Demut handelt einfach – unabhängig vom Ergebnis, frei von Anerkennung, zurückhaltend und genügsam.
Eifer dagegen trägt all das nicht unbedingt in sich.
Eifer kann über sich hinausgehen, über:eifrig werden.
Eifer hat die Tendenz zu übergehen, zu bevormunden, zu missachten. Das kann der Demut nicht passieren.
Vielleicht denkt Merton genau an diese Dinge, wenn er sagt: Demut ist wichtiger als Eifer.
Noch etwas erwähnt er:
Eifer hat die Tendenz maßlos zu werden, sich zu verausgaben, sich zu überanstrengen.
Demut dagegen lebt unabhängig vom Ergebnis … da ist auch mal ein „hinabsteigen ins Nichts“ möglich.
Es geht ihr nicht um Leistung oder Resonanz, sondern um Dienst.
Und: Demut handelt abhängig von Gott … unabhängig von Beifall, ohne Ansehen der Person, weit weg von Hochmut und Herrschsucht. Mit dieser Haltung besiegt sie „die Welt“.
Was für ein Alternativprogramm!
Bleibt die Frage, wie eine gesunde Mischung von Demut und Eifer in meinem Tagesablauf konkret werden kann …
