Freiheit ist keine Frage von Raum, sondern von Geist.
Pater Max Josef Metzger (1887 bis 1944), aus: Thomas Merton, Gewaltlosigkeit, Benziger Verlag Zürich 1986, S. 202
Eine nachdankenswerte Definition von Freiheit … vor allem, wenn man bedenkt, wer sie gesagt hat.
Pater Max Josef Metzger war ein Mann der Einheit, in Kirche und Gesellschaft. Ausgelöst durch seine Tätigkeit als Feldgeistlicher im ersten Weltkrieg gründete er den pazifistischen „Friedensbund Deutscher Katholiken“ und die Bruderschaft „Una Sancta“, die sich für die Einheit der Christen einsetzte. Wegen seiner Aktivitäten für Frieden und Freiheit war er fast ein Jahr im Gefängnis und wurde er am 17. April 1944 durch das Fallbeil hingerichtet.
Aber er wusste: „Freiheit ist keine Frage von Raum“ oder fehlendem Raum.
Freiheit ist möglich – selbst im Gefängnis.
Eben, weil Freiheit eine Frage des Geistes ist.
Für politische Freiheit heißt das:
Echte Freiheitskämpfer ringen nicht um Raum (das hat schon immer Ausgrenzung verursacht, zu Kriegen geführt und Feindschaft gestiftet), sondern um „geistige Freiheit“. Das ist deshalb auch in den Grundrechten demokratischer Staaten grundgesetzlich verankert. Hier ist Freiheit das Grundrecht jedes Einzelnen, ohne Zensur Wissen zu erwerben, Meinungen zu äußern und Ideen auszutauschen – nicht das Grundrecht, Räume zu erobern. Wenn Politik also nur darauf achtet, eine gute „Raumverteidigung“ zu sichern, steht sie in der Gefahr, die Freiheit zu gefährden. Das gilt nicht nur in der „großen“ Politik, sondern auch in der kommunalen.
Für die persönliche Freiheit heißt das:
Grenzenloser Geist ist wichtiger als grenzenloser Raum.
Die Erweiterung unserer Räume: die Vergrößerung unserer Reichweite, das Wachstum unserer Reichtümer, die Festigung unseres Eigentums, die Zunahme unserer Macht – all das sind Fragen des Raums. In der Konzentration darauf verlieren wir unsere Freiheit.
Die Verteidigung unserer Räume: die Erhaltung unseres Status Quo, die Sicherung unsere Rufes, die Wahrung unseres Besitzes, die Rechtfertigung unserer Anhäufungen – all das macht uns abhängig. In der Fixierung darauf, schwindet unsere Freiheit.
Die Erweiterung und die Verteidigung unserer geistigen Fähigkeiten dagegen schafft Weite, beweist Unabhängigkeit, fördert Eigenverantwortlichkeit.
Für geistliche Freiheit heißt das:
„Geist“ ist doppeldeutig. Denn: Geist ist Denken – Geist ist aber auch eine Personenbeschreibung Gottes.
Das erklärt der Apostel Paulus mit den Worten: „Der Herr aber, das ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“ (Die Bibel in: 2. Korinther 3,17).
Heißt: der einzige „Raum“, der der Freiheitsverteidigung wert ist, ist die Nähe zu Gott („wo der Geist des Herrn ist“),
die enge Beziehung zum Erfinder der Freiheit,
die direkte Berührung mit dem Schöpfer des Universums,
die tiefe Verbundenheit mit dem Herrn, der Geist ist.
Heißt auch: Der christliche Glaube ist ein Raum der Freiheit, der unabhängig von festgelegten Räumen ist– und der in Verhalten und Haltungen, in Gedanken und Danken seine Freiheit lebt und verwirklicht.
Ich vermute, dass Pater Max Josef Metzger auch diese Freiheit meint.
Also: Vorsicht vor Raumerweiterung und Raumverteidigung!


