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Bewahre du zuerst Frieden und Ordnung in dir selbst,
dann kannst du auch Frieden und Ordnung in anderen herstellen.
Ein Mensch, der den Frieden in sich hat, nützt mehr als einer, der eine ausgebreitete Gelehrsamkeit besitzt.
Ein Mensch, der von heftigen Leidenschaften hin- und hergestoßen wird, deutet und lenkt auch das Gute zum Bösen
und glaubt lieber Böses als Gutes.
Wer aber den Frieden liebt, der leitet alles zum Besten.
Thomas von Kempen (1380 – 1471) in Nachfolge Christi, Kapitel 3,1
Die ersten Worte des neuen Papstes Leo XIV. am Tag seiner Wahl waren „Der Friede sei mit euch“.
Das ist ein hoffnungsvoller Zuspruch.
Aber: Wie geht eigentlich „Frieden“ praktisch?
Thomas von Kempen gibt die Richtung an: von innen nach außen.
Frieden in dir befähigt zum äußeren Frieden. Wer Frieden im Herzen trägt, trägt Frieden nach außen. Besser als jemand der nur um Frieden weiß – behauptet Thomas von Kempen. Denn innerer Frieden nützt mehr als Wissen.
Frieden wächst im Herzen, nicht im Hirn.
Was aber ist das: „Frieden in sich selbst haben“? Und wie wirkt er nach außen?
Thomas von Kempen erklärt das mit dem „Gegenteil“:
Innerer Frieden ist das Gegenstück zur inneren Erregtheit.
Wer von innerer Unruhe getrieben ist, findet keinen Frieden. Er ist reizbar, ungeduldig, verspannt. In ihm tobt ein Krieg zwischen gut und böse. Er unterstellt Böses statt Gutes. Misstrauen lenkt Denken und Handeln. Verurteilen prägt die Gedanken. Das zerstört den inneren Frieden – und verhindert den Frieden nach außen.
Wer dagegen „den Frieden liebt“, zerstört nichts und verbreitet Gutes.
„Frieden lieben“ heißt:
Verständigung ermöglichen – und Unverständnis klären.
Versöhnung anstreben – und Vergeltung verhindern.
Einheit leben – und Zersplitterung bekämpfen.
Ausgesprochenes heilen – und Unausgesprochenes ansprechen.
Gelassenheit verbreiten – und Verbissenheit befreien.
Gerechtigkeit lieben – und Ungerechtigkeit verabscheuen.
Vergebung gewähren – und Verbitterung durchkreuzen.
Noch mehr hat Thomas von Kempen in seinen Ausführungen zum Thema zu sagen – und damit lass ich uns alle am weiterdenken:
„Wer mit sich selbst im Frieden lebt, denkt von keinem Argen.
Wer aber mit sich selbst in Unfrieden und Krieg lebt, den treibt bald dieser, bald jener arge Wahn hin und her.
Er hat keine Ruhe und lässt auch anderen keine.
Er sagt oft, was er nicht hätte sagen, und tut nicht, was er zu seinem eignen Vorteile hätte tun sollen.
Er sieht nur immer auf das, was andere tun sollten, und versäumt dabei, was er hätte tun sollen.
Lass du also deinen Eifer zuerst bei dir selbst anfangen, und dann mag er sich mit allem Recht auch auf deinen Nachbarn ausbreiten.“


