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GEBETS:ALLTAG

Foto von Ben White auf Unsplash

Doch als ich nach Irland gekommen war, musste ich täglich Schafe hüten. Ich betete oftmals am Tag und die Liebe zu Gott wie die Furcht vor ihm erfassten mich mehr und mehr. Mein Glaube wurde stärker und mein Geist ward getrieben, so dass ich an nur einem Tage bis zu hundert Gebete sprach und Nachts fast ebenso viele.

Patrick von Irland (ca . 385 bis 461), in: aus „Saint Patricks Confession“

Patrick von Irland gewann in seiner Zeit als Sklave in Irland die Überzeugung, dass der ganze Tag von Gebeten durchzogen sein kann … und ebenso die Nacht.
Nach seiner Rückkehr nach Irland als freier Mann verfestigte sich diese Haltung durch seinen Einfluss im Bewusstsein und Alltag der keltischen Christen. Anfangs wurden unzählige „Modell-Gebete“ mündlich überliefert, später dann aufgeschrieben. Und weil Alexander Charmichael, seine Frau und seine Töchter im 19. Jahrhundert diese überlieferten Gebete aus unterschiedlichen Einzelschriften zusammenfassten, entstand die faszinierendste Sammlung keltischer Gebete und Segensworte, die „Carmina Gadelica“ (The Carmina Gadelica: Hymns and Incantations).
Darin finden wir neben vielen Segensgebeten auch Gebete für das Säen, für das Hüten von Kühen oder das Melken von Kühen, für‘s Butter machen, für Zahnschmerzen oder für’s Kinderkriegen – annähernd für jede denkbare Alltagssituation.
Ein Beispiel gefällig? Hier ein Gebet für‘s morgendliche Feuermachen:

I will kindle my fire this morning
in presence of the holy angles of heaven,
God, kindle Thou in my heart within
a flame of love to my neighbour,
to my foe, to my friend, to my kindred all,
to the brave, to the knave, to the thrall.

Ich entzünde mein Feuer an diesem Morgen
in der Gegenwart der heiligen Engel des Himmels
Gott, zünde selbst in meinem Herzen an
eine Flamme der Liebe zu meinem Nachbarn
zu meinem Feind, meinem Freund, meinem Verwandten
zu den Mutigen, zu den Feigen, zu den Knechten.


Von Patrick lernen wir:
Alles Alltägliche kann von Gebet
begleitet werden,
durchzogen sein,
geprägt sein.

Warum also nicht am Morgen auf der Bettkante verweilen und beten „Danke Vater, dass ich leben darf“?
Warum nicht beim Duschen beten: „Wasche mich völlig von meiner Schuld, und reinige mich von meiner Sünde! Schaffe in mir Gott ein reines Herz …“ (Psalm 51,4)?
Warum nicht auf dem Weg zur Arbeit mit Gott reden?
Warum nicht das Essen achtsam betend genießen?
Warum nicht im Bett vor dem Einschlafen zu Gott sagen: „Dein ist der Tag, dein auch die Nacht.“ (Psalm 74,16)?

Warum nicht?
Warum nicht mehr und alltäglicher beten, als bisher?

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