Alltags:Leben Glaubens:Leben

KREUZ:GEDANKEN

Was für ein herrlicher Satz:
„Er hat Gefangene in die Gefangenschaft geführt“ (Epheser 4,8).
Das bedeutet so viel wie:
Er machte sich die Triumphe seiner Feinde zu Nutze, um sie zu besiegen. Mit ihren dunklen Machenschaften mussten sie ungewollt seinen Zielen dienen, nicht ihren.
Sie hängten ihn hoch an ein Kreuz ohne zu wissen, dass sie ihm dadurch die Welt zu Füßen legen würden.
Sie gaben ihm ein Kreuz und ahnten nicht, dass er dieses zu seinem Thron machen würde.
Sie schleiften ihn zum Sterben vor die Stadttore, wussten aber nicht, dass sie in diesem Augenblick die Tore des Universums öffneten, um den König hereinzulassen.
Sie dachten, sie könnten durch den Tod seine Lehre ausrotten – doch sie verstanden nicht, dass sie dadurch seinen Namen unvergänglich in die Herzen der Menschen einpflanzen würden – genau den Namen, den sie zerstören wollten.
Sie dachten, sie hätten Gott in die Enge getrieben, hilflos an ein Kreuz genagelt und besiegt; aber sie wussten nicht, dass es Gott selbst war, der sie niederstreckte. 
Er siegte nicht trotz des dunklen Geheimnisses des Bösen.
Er siegte durch das Böse.

James S. Stewart (1896 bis 1990), The Strong Name (Edinburgh: T&T Clark, 1940), S. 55

Das geschah an Karfreitag.
Was für eine faszinierende Beschreibung!
Vordergründig sah alles eindeutig aus: verloren, besiegt, gekreuzigt.
Doch im tiefsten Grund war die Realität eine andere.
Seine Feinde dachten, sie würden ihn aufhalten …
aber sie ebneten seinen Weg.
Sie taten alles, um ihn zu töten …
aber sie verhalfen dem Leben zum Sieg.
Sie dachten, sie hätten die Oberhand …
aber die Hand Gottes war am Handeln.
Und so geschah, was undenkbar zu sein scheint::
Das Böse war dazu verdammt, dem Guten zu dienen.

In diesem Sinne ist Karfreitag das offensichtliche Modell einer neuen, göttlichen Wirklichkeit:
Böses muss Gutes bewirken,
die Ratlosigkeit die Lösung transportieren,
die Enge in die Weite führen,
Aus dunkel wird hell werden.
Der Tod muss Leben hervorbringen.

Auch bei uns – immer und immer wieder.
Die Nacht führt zum Tag. Das Erschütternde kommt zur Ruhe.
Der Tod ist nicht das Ende.
Das Leben gewinnt.
Die Hoffnung bleibt. Und der Glaube. Und die Liebe.
Das ist die neue Wirklichkeit, die Karfreitag offenbart.

Das könnte dich auch interessieren