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KRITIK:PUNKT

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Für mich gibt es nur ein Mittel,
um die Achtung vor mir selbst nicht einzubüßen:
fortwährende Kritik.

Christian Morgenstern (1871 bis 1914), in: Gesammelte Werke, Anaconda-Verlag Köln 2008, S. 621

„Ich würde mal gerne mit Dir reden.“ Mein Freund nahm mich auf die Seite und begann: „Du hast dich in den vergangenen Monaten negativ verändert.“ Er schilderte mir einige Situationen, in denen ihm das aufgefallen war.
Ich habe ihm jede dieser Situationen meiner Meinung nach plausibel erklären können.
Und plötzlich stand ich wieder gut da … zumindest vor mir selbst.

Keiner wird gern kritisiert. Und doch gilt:
Gute Kritik hilft uns zu wachsen,
mehr aus uns zu machen,
nicht bei mir selbst stehen zu bleiben.
Kritik ist kostenlose Förderung.

Zurück zum Gespräch mit meinem Freund:
Ein paar Tage nach dem Kritikgespräch brach ich morgens zusammen.
Ein Schwächeanfall. Es dauerte Monate bis ich wieder ganz bei Kräften war.
Und irgendwann in diesen Monaten fiel es mir wie Schuppen von den Augen:
Er hatte in allen Punkten seiner Kritik recht gehabt.
Ich hatte meine Wirklichkeit nicht mehr richtig gesehen, war blind gewesen für die Realität meines Lebens.
Das war erschreckend … und heilsam zugleich.

Ich habe gelernt (hoffentlich für’s restliche Leben):
Wenn Menschen, die mich lieb haben, mein Verhalten kritisieren, haben sie „hochprozentig“ den richtigen Riecher. Damit rechne ich.
Seitdem lebe ich besser.
Nicht mehr nur aus meiner „Darauf-Sicht“,
nach meinem „Dafür-Halten“,
mit meinem „Lebens-Horizont“ –
sondern mehr wirklich, wahr und realistisch.

Das ist für mich der wichtigste Punkt bei aller Kritik, der wahre Kritik-Punkt.

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