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Meine Erfolge gehören nicht mir.
Thomas Merton, in: Keiner ist eine Insel, Benziger Verlag Einsiedeln 1958, S. 16
Der Weg zu ihnen ist von anderen gebahnt worden. Die Früchte meiner Mühen ist nicht mein eigen. Ich bereite den Weg für die Leistungen anderer.
Auch meine Fehlschläge gehören mir nicht.
Vielleicht entstammen sie dem Versagen eines anderen, aber sie werden durch den Erfolg des anderen ausgeglichen.
Darum darf ich die Bedeutung meines Lebens nicht bloß in der Gesamtsumme meiner eigenen Leistungen suchen.
Was für eine weise Beobachtung!
Wir sind ja in der Regel schnell dabei, Erfolge allein für uns zu verbuchen – und die Verantwortung für Fehlschläge mehr bei anderen zu suchen. So sind wir – alle miteinander.
Thomas Merton denkt noch etwas tiefer darüber nach. Was dabei herauskommt, sind folgende Kernsätze:
„Meine Erfolge gehören nicht mir.“
Was mir gelingt, ist nicht nur mein Verdienst. Immer haben andere mitgearbeitet, mitgebangt, mitgedacht.
Es gibt in jeder Erfolgsgeschichte niemals nur einen Akteur.
Da sind immer Menschen um mich, die schon lange die Hindernisse beständig eingeweicht haben,
Da sind die Mutigen um mich, die durch ihre Versuchswilligkeit die Wege gebahnt haben.
Da sind – oft im Zentrum und doch unbeachtet – die Ermutiger um mich, die die Bemühungen befeuert haben.
Wer kann schon sagen, wer alles mitgewirkt hat, bis die Zeit reif war!?
Die Konsequenz daraus:
Ich darf Erfolge niemals als „Besitz“ sehen … denn sie gehören nicht nur mir, sondern auch allen anderen, die daran beteiligt waren. Ich habe zwar Kraft, Zeit, Gedanken und Liebe investiert – doch andere auch. Und oft schon lange vor mir.
Die Logik daraus ist, sagt Thomas Merton:
„Auch meine Fehlschläge gehören mir nicht“.
Ich weiß noch wie heute, in welcher Situation mich dieser Satz von Thomas Merton das erste Mal getroffen hat. Nämlich mitten in einem Fehlschlag.
Eine meiner Entscheidungen bzw. Versäumnisse hätte damals beinahe für viele Menschen ein Disaster bedeutet. Der Augenblick, als ich den Fehlschlag entdeckte, war schlimm. Mir wurde heiß und kalt … und übel.
Doch dann traten andere auf die Bildfläche und sprangen in die Bresche. Ihr Erfolge haben mein Scheitern ausgeglichen. Was war ich dankbar! Und irgendwie beschämt erleichtert.
Aber ich habe gelernt, dass mein Scheitern nie das Ende bedeutet, weil andere Menschen das ausgleichen. Was immer als Ergebnis herauskommt – es wird durch das Mitwirken anderen besser, als es nur durch mich geworden wäre.
Fazit von Thomas Merton:
„Darum darf ich die Bedeutung meines Lebens nicht bloß in der Gesamtsumme meiner eigenen Leistungen suchen.“
Und hier wird’s existenziell.
Ich bin mehr als alle meine Leistungen.
Ich bin mehr durch andere.
Die Bedeutung meines Lebens verwirklicht sich immer auch durch die Wirkungen anderer – und meine Erfahrung ist: in besonderer Weise und letztendlich durch die Wirkungen Gottes.
So will ich das sehen!
Danke für diese Hinweise, Herr Merton.


