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MITTEL:PUNKT

Je mehr sich der Mensch in den Mittelpunkt der Welt stellt, um so kurzsichtiger wird er werden.
Wilhelm Weber-Brauns (1883 – 1943)

Wilhelm Weber hat eine der verheerendsten Mittelpunkt-Wirkungen am eigenen Leib erlebt. Der Schriftsteller und Zahntechniker wurde während der Herrschaft Hitlers 1943 wegen „Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung“ zum Tod verurteilt.

Mittelpunkt-Sucht ist eine der hartnäckigsten Beziehungs- und Kontaktstörungen.
Wer sich selbst für den Mittelpunkt der Welt hält,
denkt meist nur an sich,
redet zu viel von sich,
will alles für sich haben,
verliert den Mit-Menschen aus dem Blick … wird – wie Weber-Brauns das nenn – „kurzsichtig“.

Wenige Mittelpunkt-Süchtige sind glücklich … und allein.
Wenige Mittelpunkt-Süchtige realisieren, wie sie wirken … im Gegensatz zu allen anderen.

Wenn ich selbst der Mittelpunkt bin, dreht sich alles um mich.
Also messe ich mich ständig mit anderen,
also habe ich das letzte Wort,
also höre ich nicht wirklich zu,
also ist nicht so wichtig, was andere denken,
also geht es mir meist um mein Weiterkommen.
Andere Menschen sind nur dann Freunde, wenn sie nicht widersprechen,
wenn sie mich bestätigen,
wenn sie mich voranbringen.

Schon manche haben viel zu spät entdeckt:
Das Kreisen um den eigenen Mittelpunkt ist ein endloser Teufelskreis.
Und die Reaktionen der Mit-Menschen sind meist
Missachtung und Verachtung,
Aggression und Depression,
Angriff und Rückzug,
Unverständnis und Missverständnis,
Heuchelei und Schmeichelei.

Wer mittelpunktsüchtig ist, ist im tiefsten ein Ich-Süchtiger.
Und es hat mal einer behauptet:
„Wer Ich-Sucht pflegt, zeigt damit, dass er sein Ich sucht.“

Ich ergänze:
Wer sein Ich gefunden hat, muss nicht weiter suchen.
Eins ist ihm ganz klar:
dass er selbst nicht der Mittelpunkt der Welt ist.

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