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Ralph Waldo Emerson (1803 bis 1882), aus: Egon Friedell (Hg.), Emerson – Von der Schönheit des Guten, Diogenes Verlag Zürich 1992, S. 58
Ich habe keine Furcht vor Unglücksfällen,
solange ich fühle, dass ich auf meinem Platz stehe.
Furcht begleitet uns täglich. Doch es gibt nicht nur die Furcht vor Unglücksfällen, die der Theologe und Naturphilosoph Ralph Waldo Emerson erwähnt.
Viele unserer Tagesaufgaben, unserer geplanten Aktionen, unserer ToDos sind ursprünglich ebenfalls Ängste.
Denn hinter jeder Aufgabe steht die verborgene Furcht vor den Konsequenzen, wenn ich es nicht tue.
Wir haben Angst,
unsere Aufgaben nicht zu schaffen,
unsere Anerkennung zu verlieren,
nicht zu genügen,
Schaden zu nehmen.
Unser ganzes Leben ist wesentlich voller Angst.
Ich fand in einem Buch der Bibel eine schöne Formulierung zu einem Ausweg aus der Angst.
Elihu, ein Freund Hiobs, sagte sie zu Hiob:
„So reißt Gott dich aus dem Rachen der Angst in einen weiten Raum, wo keine Bedrängnis mehr ist.“ (Hiob 36,16)
In aller Angst-Durchdrungenheit des Lebens gibt es eine Perspektive,
einen neuen Lebens-Raum,
einen weiten Raum.
Das hebräische Wort für den „weiten Raum“ bezeichnet ein unbestelltes, unbeackertes Feld.
Das Bild dahinter:
Ein Landwirt steht auf seinem Acker.
Da ist noch nichts gemacht.
Alles wartet darauf, „beackert“ und besät zu werden.
Wir nehmen das Bild mal ungeschützt in unser Leben:
Jeder Lebensabschnitt ist wie ein unbestelltes Feld. Am Anfang blüht noch nichts. Der Boden will beackert werden. Gott stellt uns – inmitten unseres „furcht:baren“ Lebens – auf diesen Acker.
Jeden Tag können wir einen neuen Abschnitt des „weiten Raums“ einnehmen und das „Feld bestellen“.
Unsere Aufgabe ist es, darin Gutes zu säen, denn: wir werden nur ernten, was wir säen (Galater 6,7: „Was der Mensch sät, das wird er ernten“).
Und machmal ernten auch andere, was wir säen.
Umso wichtiger ist es – für uns und für andere –, dass wir unseren „weiten Raum“ mit Gutem düngen,
Hoffnung verbreiten,
Liebe kultivieren,
Frieden stiften,
Ehrfurcht pflanzen.
So kann Gutes wachsen auf dem „weiten Raum“ unseres Lebens …
jenseits von Angst und gegen die Furcht.
Vielleicht meint Ralph Waldo Emerson ja diesen Raum, wenn er von seinem „Platz“ spricht.


