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REST:VERZICHT

Glück besteht darin, genau herauszufinden, was das Notwendige in unserem Leben sein mag, und freudig auf den Rest zu verzichten.

Thomas Merton, Keiner ist eine Insel, Benziger Verlag Einsiedeln 1958, S. 128

Es hört sich so einfach an („freudig auf den Rest zu verzichten“) … ist es aber nicht.
Verzicht ist manchmal ganz schön schwer. Wie also kommt Thomas Merton auf die Idee, dass Glück und Verzicht so eng zusammengehören? Und Merton ist nicht der Einzige – Seneca der Jüngere schlägt den gleichen Ton an: „Glück ist die Fähigkeit zum Verzicht“.
Wenn Verzicht so essentiell für die Erfahrung von Glück ist, sollten wir diesen Gedanken etwas weiterdenken …

Verzicht, wie Thomas Merton ihn meint, ist freiwillig („freudig“). Er könnte besitzen, will aber nicht. Er könnte genießen, will aber nicht. Er könnte zugreifen, will aber nicht.
Verzicht ist also ein Verhalten, das Nein zu etwas sagt, obwohl ein Ja möglich wäre.
Es geht um die Fähigkeit der „Selbstbeschränkung“: „Ich könnte – aber ich werde nicht.“
Paulus rät genau das den Christen in Korinth: „Wer die Dinge dieser Welt benutzt, soll gut auf sie verzichten können (1. Korinther 7,31)“. 
Verzicht bedeutet: Unabhängigkeit leben, Selbstbeherrschung einüben, Willenskraft stärken.
Es geht darum, sich bewusst zu machen:
Weniger haben, weniger konsumieren, weniger reden und weniger tun ist oft mehr, als wir denken.
Viel haben, viel konsumieren, viel reden und viel tun ist meist weniger wichtig, als wir denken.
Vielmehr ist wahr:
Wir müssen nicht mithalten können, sondern
anhalten können.
innehalten können.
„enthalten“ können.
Darum geht es.

Glück durch Verzicht – in Form von
Einfachheit,
Kontrolle,
Reduzierung,
Konzentration,
Loslassen,
Zurückhalten.

Verzicht kann zum Beispiel Fasten sein, wie so oft in unterschiedlichen Formen in der momentanen Passionszeit praktiziert. Verzicht kann auch Spenden sein. Verzicht kann auch Rückzug sein.
Verzicht kann auch der Entschluss sein (für immer oder für eine bestimmte Zeit)
reduziert zu leben, 
das Handy nicht immer griffbereit zu haben, 
das Auto weniger zu nützen, 
den Medienkonsum einzuschränken, 
mehr zu schweigen, 
weniger zu jammern,
mehr zu ermutigen,
weniger zu richten,
mehr zu lieben,
weniger abzugrenzen.

Verzicht ist eine gute Strategie gegen Maßlosigkeit, 
ein sicherer Schutz vor Abhängigkeit –
und ein effektiver Weg zum Glück … nicht nur in der Passionszeit.

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