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Auf die größten, tiefsten, zartesten Dinge in der Welt
müssen wir warten, da gehts nicht im Sturm,
sondern nach den göttlichen Gesetzen
des Keimens und Wachsens und Werdens.
Dietrich Bonhoeffer, Barcelona, Berlin, Amerika 1928-1931, DBW Band 10, Seite 529)
Advent – so sagt man – ist Wartezeit.
Und Wartenkönnen fällt uns nicht einfach in den Schoß.
Ob beim Warten an der Haltestelle oder beim Warten auf Veränderung.
Immer ist es irgendwie anstrengend.
Zu ungeduldig sind wir oft. Zu stürmisch. Zu ruhelos.
Wir erleiden Wartenzeiten … und wissen aus Erfahrung doch,
dass Warten meist wichtig ist,
dass nicht jede Tat, nicht jeder Gedanke, nicht jede Situation immer sofort „reif“ ist.
Ich frag mich immer wieder: Warum hat die gleiche Tat zu unterschiedlichen Zeiten getan unterschiedliche Wirkungen? Warum wirken manche Bemühungen nicht – verändern aber zu einem späteren Zeitpunkt unfassbar viel?
Der Grund:
Entscheidend für die Wirksamkeit ist der richtige Moment.
Dann ist es „an der Zeit“. Dann ist die „Zeit reif“.
Dinge fügen sich zusammen. Nichts kommt mehr dagegen an.
Deshalb müssen wir warten lernen.
Damit Situationen reif werden, damit Menschen bereit werden,
damit Gespräche wirken, damit Worte ankommen,
damit Veränderung möglich wird.
So ist das im Leben.
Das Wichtigste kann man nicht machen … es wird, es wächst.
Und wenn es reif ist, kann Großes geschehen.
So war das übrigens auch, als Jesus geboren wurde.
Die Zeit war reif.
Paulus drückt das in der Bibel mit den Worten aus:
„Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn.“ (Galater 4,4)
Für diese besondere Zeit heißt das:
Wir feiern an Weihnachten den perfekten Zeitpunkt.
Wir feiern, dass es „an der Zeit war“.
Wir feiern, dass nun alles anders werden kann, dass Veränderung möglich ist.
Wir feiern die Adventstage als Wartezeit, um die Erfüllung besser zu verstehen.
Sicher ist: Das Warten findet an Weihnachten ein Ende.
Für unseren Alltag kann das heißen:
Es ist immer besser, auf die „rechte Zeit“ zu warten, als Situationen zu erzwingen.
Es ist immer besser, Dinge – wie Bonhoeffer das ausdrückt – „keimen, wachsen und werden“ zu lassen, als durch zu schnelle „Erfüllungssehnsucht“ unausgereifte Entscheidungen zu treffen oder voreilige Schritte zu gehen.
Deshalb brauchen wir ein Gespür für reife Zeitpunkte … und den Mut recht:zeitig aktiv zu werden.
Dann werden – innerhalb und außerhalb der Adventszeit – vielleicht Dinge möglich, die wir nicht zu hoffen gewagt hätten.


